Schriftliche Anfrage
Gleichstellung im Sport fördern
Frauen in Bayern sind auf vielen Ebenen und besonders in Führungspositionen unterrepräsentiert. Das trifft, laut dieser Schriftlichen Anfrage (pdf) auch auf den Sport in Bayern zu. Das grüne Herzensthema Gleichstellung ist leider auch im 21. Jahrhundert immer noch sehr wichtig.
Im zwölften Sportbericht der Bundesregierung steht, dass der Frauenanteil, etwa im Bereich der Führungsebene des Sports, deutlich unterrepräsentiert ist. 2009 lag der Anteil von Frauen in den Präsidien der Landessportbünde bei 17,8 %. Bei 34 Verbänden, das entspricht einem Anteil von 35 %, besetzen überhaupt keine Frauen ein Amt in ihren Präsidien. Ähnlich ist es im sportlichen Ehrenamt: Funktionen werden vorrangig von Männern übernommen. Gemäß dem Sportentwicklungsbericht 2007/2008 werden nur ein Viertel aller ehrenamtlichen Positionen bundesweit in den Sportvereinen von Frauen eingenommen. Meine Anfrage zeigt, dass die Lage in Bayern nicht besser ist.
Frauenquote in bayerischen Sportverbänden
Im Präsidium des Bayerischen Landessportverbandes e. V. (BLSV) ist seit 2008 nur eine Frau vertreten. Dies entspricht einem Anteil von einem Neuntel. Von den 54 im BLSV vertretenen Sportfachverbänden besitzen derzeit 9 Sportfachverbände eine Präsidentin. Das ist ein Sechstel. Von den 12.027 Sportvereinen in Bayern (Stand 31.12.2014) haben 1.360 Sportvereine eine weibliche 1. Vorsitzende. 10.667 Sportvereine haben einen männlichen 1. Vorsitzenden – das sind nur 11% weibliche Vorsitzende!
Viele weitere Fragen, zum Beispiel nach der Frauenquote in weiteren Vorstandspositionen oder im Ehrenamt im Sport kann mir die Regierung nicht beantworten.
Frauenquote bei Trainerinnen und Trainern in Bayern
Statistische Daten über den Einsatz von Trainerinnen und Trainern oder deren Beschäftigungsverhältnisse im Vereinssport gibt es nicht. Viele TrainerInnen haben wahrscheinlich gar keine formelle Übungsleiter-Lizenz. Das ist vor allem im Fußball, wahrlich eine Männerdomäne, zu erwarten.
Deshalb sind die Daten über die Übungleiter-/Trainer-C-Lizenzen wohl noch am aussagekräftigsten: 43% aller Lizenzen werden von Mädchen und Frauen erworben. Besonders hoch ist die Frauenquote im Bereich Reiten (86%), Turnen (85%) und Sportakrobatik (84%). Besonders schlecht ist die Frauenquote in der Massensportart Fußball (3%). Kaum überraschend.
Gleichstellungspolitik: wir geben nicht auf
Kinder – Küche – Kirche: Die berüchtigten drei „Ks“ gelten immer noch als Pfeiler des weiß-blauen Frauenbildes. Traditionelle ländliche Milieus, vor allem aber die Dominanz der katholischen Kirche, beeinflussen maßgeblich das Geschlechterverständnis in Bayern. Was für eine Provokation als die Grünen mit der 50-prozentigen Frauenquote und ihrem Frauenstatut 1986 in den Landtag eingezogen sind. Von Anfang an waren wir wegweisend für die gleichberechtigte politische Teilhabe von Frauen in Bayern – und sind es bis heute: Die Hälfte der Macht den Frauen, alle ungeraden Plätze auf Wahllisten für Frauen, paritätische Besetzung der grünen Gremien. In keiner Partei gibt es auch nur annähernd so viele einflussreiche Frauen wie bei den Grünen. Auch bei uns im Landtag haben wir 8 weibliche und 8 männliche Abgeordnete in unseren Reihen.
„Frauen und Männer sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.“ (Art. 118 Abs. 2 Bayerische Verfassung)
Dieser Verfassungsauftrag ist in Bayern noch längst nicht umgesetzt. Frauen in Führungspositionen bleiben eine Ausnahmeerscheinung. Von der Gleichstellung am Arbeitsmarkt und im öffentlichen Dienst sind wir noch Meilen entfernt, denn in Bayern bekommen Frauen im Durchschnitt 24% weniger Lohn. Das liegt unter dem Bundesdurchschnitt! Diskriminierende und ungerechte Strukturen, wie Minijobs, Berufe ohne Karriereaussicht und Schwarzarbeit, verweisen Frauen und Männer nach wie vor auf Stereotypen und führen in die Altersarmut. Wir fordern die systematische Gleichstellung von Frauen auf allen Ebenen, in allen Lebensbereichen und allen Lebensabschnitten.
Wir verstehen Frauen- und Gleichstellungspolitik als eigenes Thema und als Querschnittsthema. Deshalb ist es unerlässlich, sich im Sport mit einer Förderung von Frauen in männlich dominierten Sportarten und mit der Förderung von Frauen in verantwortungsvollen Positionen in den Sportvereinen und Verbänden einzusetzen.
Weitere Details können Sie der Schriftlichen Anfrage (pdf) entnehmen.
Noch mehr Daten über geschlechtsspezifische Sportarten bietet eine weitere Anfrage von mir.