Katharina Schulze

Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bayerischen Landtag

Schriftliche Anfrage

Gendergerechte Sportinfrastruktur

17. April 2015 in Anträge und Anfragen, Im Parlament |

Sportangebote müssen allen zugänglich sein und weniger geschlechtstypische Sportarten besonders beworben werden. So können SportlerInnen dazu ermutigt werden, aus den Erwartungen an die eigene Geschlechterrolle auszubrechen. Sport kann dazu beitragen, Geschlechtsstereotype zu überwinden. Meine Schriftliche Anfrage (pdf) macht deutlich, wie viel noch zu tun ist.

Was hat Sport mit Gender zu tun?

Sport fördert die Persönlichkeit, die Gesundheit sowie das soziale Zusammenleben. Deshalb ist es wichtig, dass alle Bevölkerungsgruppen gleichermaßen von Sportangeboten profitieren können. Sportlerinnen benötigen geschützte Räume und Sicherheit im Rahmen der Sportangebote und Sportstätten. Daher muss auch die Sportinfrastruktur in ganz Bayern den unterschiedlichen geschlechtsspezifischen Bedürfnissen entsprechen. Da sieht die Regierung aber keinen Handlungsbedarf.

Sport für Frauen ≠ Sport für Männer?

Eigentlich ist es nichts Neues: Manche Sportarten werden eher von Mädchen und Frauen, beziehungsweise Jungen und Männern, nachgefragt als vom anderen Geschlecht. Das muss aber nicht so bleiben und der Staat hat im Sinne der Gleichstellung auch die Aufgabe, die Überwindung dieser Geschlechtertrennung anzustreben.

Die offiziellen Zahlen zeigen, dass die Sportarten Einrad, Reiten, Akrobatik, Tanzen, Turnen, der Behindertensport generell, Volleyball und Schwimmen überwiegend weiblich geprägt sind (50% oder mehr Sportlerinnen). Bei anderen Sportarten ist die Männerquote geradezu absurd hoch (80% und mehr Sportler), z.B. bei Schach, Luftsport, Billard, Fußball, Boxen, Dart oder Motorsport.

Diese deutlichen Zahlen machen mir wirklich Sorge, vor allem, wenn man weiß, dass sich diese Trends bei den TrainerInnen in diesen Sportarten verstärken, wie eine andere Anfrage von mir gezeigt hat: 3% der TrainerInnen im Fußball sind Frauen, obwohl die (auch geringe!) Frauenquote unter den SpielerInnen über 14% ist.

Förderung von geschlechts-untypischem Sport: eher mau

Zweifelsohne ist gerade Fußball ein Sport, die überwiegend von Jungen beziehungsweise Männern gespielt wird; das ist nur ein Beispiel für Sportarten, die von Mädchen und Frauen weniger stark nachgefragt werden.

Wird in Bayern speziell gefördert, um Mädchen und Frauen für Sport generell und auch für eher männlich geprägte Sportarten zu begeistern? Die Regierung schreibt mir, dass sie den Sport in Bayern und daher auch die staatliche Finanzierung nicht von Geschlecht oder Sender abhängig macht, nicht zwischen männlichen und weiblichen SportlerInnen unterscheidet. Der Sport sei für alle da und zudem habe der Freistaat keinen Einfluss auf das Angebot der Vereine. Daher gibt es in Bayern keine gezielten Maßnahmen,um Mädchen und Frauen für männerdominierte Sportarten zu begeistern und umgekehrt.

Es gab in den letzten zwei Jahren aber vier Projekte, die staatlich bezuschusst wurden und die eine Steigerung des Frauenanteils an den jeweiligen Sportarten zur Folge hatten:  „Förderung Frauenboxen“ (2013), „Ippon Girls“ (Judo, 2013), „Girls go Golf (2013, 2014) und „Girls go Handball“ (2015). Zudem können Sie der verlinkten Antwort weitere spezielle Frauenwettkämpfen in verschiedenen Sportarten entnehmen.

Staatliches Geld für Vereine und Sportverbände in Bayern

Durch die staatliche Förderung von Sportangeboten und Sportstätten wird entscheidend beeinflusst, welche Sportangebote wo möglich sind. Daher ist es interessant zu wissen, welche Sportarten in welchem Ausmaß gefördert werden. Der gesamten Anfrage können Sie die genauen Zahlen für Vereinspauschale (pro Mitglied), den Sportstättenbau der Vereine, die Förderung der Sportverbände entnehmen. Zum Beispiel lag die Förderung 2014 zwischen 1.656.671 € für den Fußball und 6.426 € für den Einradsport in Bayern.

Sport ist gelebte Integration

Sport macht Spaß, fördert Gesundheit, Lebensfreude, soziales Miteinander und Lernvermögen. Sport ist gelebte Integration. Das sieht die Regierung auch so, besonders beim lokalen Vereinssport.


Alle weiteren Details können Sie der Schriftlichen Anfrage (pdf) und der ausführlichen Tabelle über das Geschlechterverhältnis der Sportarten entnehmen.