Grünes Antragspaket
Upgrade für die Sozialen Berufe in Bayern
Ob Kita, die Pflege der Großeltern oder Angehörigen mit Behinderungen, Beratung in Notlagen, Streetwork, Jugendsozialarbeit oder Hilfen in schwierigen Familienphasen: Alle Menschen sind im Laufe ihres Lebens selbst oder indirekt auf sogenannte Care-Arbeit angewiesen. Fachkräfte der sozialen Berufe sind essenziell für den sozialen Zusammenhalt. Wir Grüne möchten nicht nur Boni verteilen und Beifall klatschen, sondern soziale Berufe zukunftsfähig aufstellen. Dafür haben wir heute im Landtag unser Antragspaket (PDF) „Upgrade für Soziale Berufe in Bayern“ vorgestellt.
Die Anforderungen in sozialen Berufen werden immer komplexer und die Arbeitsbelastung steigt nicht zuletzt aufgrund der Corona-Pandemie und des schon lange spürbaren Fachkräftemangels: Bis 2023 werden im Freistaat rund 30.000 zusätzliche Fachkräfte für die Kita benötigt und der Arbeitskräftebedarf in der Pflege wird bis 2030 auf bis zu ca. 34.000 Personen geschätzt.
Unsere Lösungsansätze für Bayern
Wir Grüne möchten nicht nur Boni verteilen und Beifall klatschen, sondern soziale Berufe zukunftsfähig aufstellen. – Katharina Schulze
Dazu nutzen wir die Länderkompetenz für die Gesundheits- und Erziehungsberufe, setzen konkret in den Arbeitsfeldern an und verpassen ihnen ein längst überfälliges „Upgrade“: bessere Bezahlung, attraktivere Ausbildungs- und Jobbedingungen, mehr Digitalisierung, vom „Frauenberuf“ hin zur Geschlechtergerechtigkeit, vom „Herzensberuf“ hin zur Anerkennung dessen, was soziale Berufe sind: anspruchsvolle Professionen.
Wir Grüne haben uns auf unserer Winterklausur im Januar 2021 und auf unserem Sozialkongress im März 2021 intensiv mit dem Thema beschäftigt und dabei neben Wissenschaftler*innen und Expert*innen beispielsweise Pflegekräfte, Erzieher*innen und Sozialarbeiter*innen eingeladen, uns ihre Ideen mitzugeben. Mit diesem Antragspaket legen wir ein „Upgrade“ der sozialen Berufe in Bayern und spezifische Programme für die Kita und die Pflege vor.
Upgrade für die Sozialen Berufe
Soziale Berufe sind vielfältig, ob Pflegekräfte, Erzieher*innen, Sozialpädagog*innen, Sozialarbeiter*innen – sie alle sind essenziell für den sozialen Zusammenhalt in Bayern. Diese Berufsfelder eint jedoch, dass sie oftmals mit schlechter Bezahlung, hohen Bürokratieanforderungen, wenig Digitalisierung und einem schlechtem Image einhergehen.
Antrag I (PDF): Upgrade für die Sozialen Berufe
Wir Grüne fordern die Staatsregierung deswegen auf, folgende Maßnahmen zu ergreifen:
- Öffentliche Ausschreibungen und Förderprogramme zu sozialen Dienstleistungen oder Projekten sind an Träger und Einrichtungen zu vergeben, die Beschäftigte angemessen bezahlen (z. B. nach Tarifverträgen oder in Anlehnung an diese). Dies ist bei der öffentlichen Vergabepraxis zu berücksichtigen und als verbindliche Förderbedingung zu hinterlegen.
- Ein Entbürokratisierungsplan für die öffentliche Förderpraxis Bayerns ist vorzulegen und darin Möglichkeiten aufzuzeigen, wie soziale Träger und Einrichtungen im Hinblick auf hohe bürokratische Vorgaben entlastet werden können.
- Ein Förderprogramm „Digitalbonus“ ist vom Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales aufzusetzen, um die Digitalisierung in der sozialen Trägerlandschaft in Bayern auszubauen, damit Angebotsformen, Arbeitsweisen und Kommunikationswege zeitgemäß angepasst werden.
Upgrade für die Kita
Antrag II (PDF): Upgrade für die Kita – Fachkräfte gewinnen
Um dem eklatanten Fachkräftemangel in den bayerischen Kitas nachhaltig entgegenzuwirken, braucht es neben verschiedenen Maßnahmen zur Gewinnung von Fachkräften auch bessere Rahmenbedingungen, um die Fachkräfte zu halten, die bereits im Beruf arbeiten.
Dazu muss die Reform der Erzieherausbildung, die zum kommenden Schuljahr umgesetzt werden soll, mit einem Ausbau der räumlichen Gegebenheiten und Lehrkraft-Kapazitäten gut vorbereitet und die gewünschten Effekte der Reform laufend evaluiert werden. Zusätzlich sind weitere Maßnahmen zu ergreifen, um mit mehr Männern, Fachkräften mit Migrationsgeschichte und multiprofessionellen Teams die persönliche und fachliche Vielfalt in den Einrichtungen zu steigern.
Antrag III (PDF): Upgrade für die Kita – Arbeitsbelastung reduzieren
Nur ein geringer Teil der Erzieher*innen übt den Beruf bis zum Rentenalter aus. Wir fordern deshalb, den förderrelevanten Mindestanstellungsschlüssel von 1:11 auf 1:10 sowie den empfohlenen Anstellungsschlüssel von 1:10 auf 1:8 anzuheben, um die Arbeitslast auf mehr Schultern zu verteilen.
Dem erhöhten Betreuungsaufwand für Kinder unter einem Jahr ist mit einer Erhöhung des Gewichtungsfaktors von derzeit 2,0 auf 3,0 zu entsprechen. Unsere Fachkräfte benötigen darüber hinaus ausreichend Zeit für Teamsitzungen und Elterngespräche, Vor- und Nachbereitung der täglichen Arbeit mit den Kindern, für ihre Dokumentationspflichten und für notwendige Fort- und Weiterbildungen. Wir wollen einen festen Anteil der täglichen Arbeitszeit für die mittelbaren pädagogischen Tätigkeiten im BayKiBiG verankern, um die Arbeitsbelastung nachhaltig zu reduzieren.
Antrag IV (PDF): Upgrade für die Kita – Karrierechancen ausbauen
Mit einem weiteren Antrag fordern wir die Staatsregierung auf, das Berufsbild mit der Förderung von Funktionsstellen für Schwerpunktaufgaben – beispielsweise für Sprachförderung, Elternarbeit, als Praxisanleitung für Auszubildende und Praktikant*innen oder als Beauftragte für Gesundheit – attraktiver zu gestalten und hierfür ein entsprechendes Konzept zu erarbeiten.
Viele Fachkräfte übernehmen schon heute verantwortungsvolle (Zusatz-)Aufgabenbereiche, ohne dass diese bislang angemessen honoriert und anerkannt würden. Mit Funktionsstellen soll ein Beitrag geleistet werden, um das Berufsbild einerseits durch Weiterbildungsperspektiven aufzuwerten und zudem auch älteren Beschäftigten die Möglichkeit zu bieten, die Tätigkeit in der oftmals sehr anstrengenden, unmittelbaren pädagogischen Arbeit zu reduzieren.
Antrag V (PDF): Upgrade für die Kita – Leitungen stärken
Die Kitaleitung spielt eine entscheidende Rolle beim Erhalt und der Weiterentwicklung der Qualität in den Einrichtungen. Wir fordern deshalb, die Arbeitszeit für Leitungsaufgaben im Stellenschlüssel zu berücksichtigen und den Leitungs- und Verwaltungsbonus über die Dauer des Guten-Kita-Vertrags hinaus zu verstetigen.
Upgrade für die Pflege
Wir setzen uns dafür ein, die Pflege zukunftssicher zu gestalten, indem wir sie an die Bedürfnisse der Menschen ausrichten. – Katharina Schulze
Mit dem demografischen Wandel steigt die Zahl derer, die auf Hilfe angewiesen sind. Viele Probleme, mit denen wir uns heute in der professionellen Pflege auseinandersetzen, werden sich in Zukunft weiter verschärfen, wenn wir weiterhin versuchen, ihnen mit Lösungen von gestern zu begegnen.
Wir fordern, die Ergebnisse und Handlungsempfehlungen eines im Herbst letzten Jahres veröffentlichten Gutachtens zur Personalbemessung in der stationären Altenpflege (Rothgang et al. 2020) als Modellprojekt in Bayern zu initiieren. Das Personalbemessungsinstrument, ein am Bedarf orientiertes Verfahren und Grundlage für eine qualitativ hochwertige Versorgung aller Pflegebedürftigen, kann einen großen Teil beitragen, die Arbeitsbedingungen zu verbessern.
In der Ausbildung der Pflegefachhelfer*innen sind bisher nur niedrige bis gar keine Ausbildungszahlen zu verzeichnen. Allerdings werden wir künftig in den Einrichtungen voraussichtlich deutlich mehr Pflegepersonal auf der Ebene der Hilfskräfte benötigen. Deshalb wollen wir in einem weiteren Antrag deutliche Verbesserungen in der Pflegehilfskraftausbildung erreichen.
Dazu gehört für uns ein berufliches Aufgabenprofil in Abgrenzung zu den Aufgaben der Pflegefachpersonen zu definieren und ein einheitlich definiertes Kompetenzniveau innerhalb der Berufsgruppe zu schaffen. Eine Schlüsselrolle nimmt hier die ausreichende, zur Verfügung stehende Praxisanleitung ein, die wir mit unserem Antrag sicherstellen wollen.
Außerdem setzen wir uns dafür ein, die Abbrecherquoten der Auszubildenden zu reduzieren. Die Zahl der erfolgreichen Ausbildungsabschlüsse in den Pflegeberufen ist in den letzten Jahren gestiegen, am deutlichsten in der Altenpflege. Wir fordern von der Staatsregierung, hier ein Maßnahmenpaket vorzulegen, um die Praxisanleitung besser zu gestalten und Anreize zu schaffen.
Weitere Informationen entnehmen Sie bitte unserem Antragspaket (PDF) „Upgrade für Soziale Berufe in Bayern“.