Katharina Schulze

Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bayerischen Landtag

Veranstaltung

Tierquälerei und Hygienemängel im Münchner Schlachthof?

11. April 2016 in Aktuelles, Unterwegs |

Stadträtin Katrin Hagelschaden, Dr. Edmund Haferbeck von Peta, Rosi Steinberger, MdL, und Katharina Schulze, MdL

Stadträtin Katrin Hagelschaden, Dr. Edmund Haferbeck von Peta, Rosi Steinberger, MdL, und Katharina Schulze, MdL

Der Fall hat Schlagzeilen gemacht: Gegen den Münchner Schlachthof liegen der Münchner Staatsanwaltschaft Anzeigen von PETA Deutschland wegen tierquälerischem Vorgehen vor. Parallel existiert der Verdacht auf Missstände in der Hygiene sowie bei den Arbeitsbedingungen der MitarbeiterInnen. Anlass genug für eine Diskussion.

Um hier mehr zu erfahren, habe ich Dr. Edmund Haferbeck, den Leiter der Wissenschafts- und Rechtsabteilung bei PETA Deutschland e.V., Rosi Steinberger, unsere verbraucher- und  tierschutzpolitische Sprecherin im Landtag, und Katrin Habenschaden, die tierschutzpolitische Sprecherin der Stadtratsgrünen, zur Diskussion eingeladen.

Bis zu 4 Betäubungsversuche

Dr. Edmund Haferbeck bei seinem Vortrag vor vollem Haus

Dr. Edmund Haferbeck bei seinem Vortrag vor vollem Haus

Vor vollem Haus erläuterte uns zunächst Edmund Haferbeck das Geschehen. PETA war von einem Insider, der auch Beweisbilder schickte, auf das Geschehen im Bereich der Rinderschlachtung am Münchner Schlachthof aufmerksam gemacht worden. Die Bilder zeigen zum einen, dass auf Tiere bis zu vier mal mit einem Bolzenschussgerät geschossen werden musste, damit sie betäubt waren – im Normalfall wird das Gerät sorgfältig an einer bestimmten Stelle am Kopf aufgesetzt und es reicht ein Schuss um es zu betäuben. Es gab auch Informationen, dass nicht zugelassene Bolzenschussgeräte benutzt wurden.

Weitere Bilder zeigten, dass die Reinigungskräfte die Hallen bereits mit Reinigungsmitteln abspritzten, während noch Rinderhälften dort hingen. Der angezeigte Schlachtbetrieb reagierte mit Gegenanzeigen, die sich jedoch nicht mit den Inhalten der Anzeigen befassten (man bestritt nicht, dass die Bilder dort entstanden seien) sondern die Veröffentlichung zum Thema hatten. Diese Anzeigen richteten sich sowohl gegen PETA als auch gegen Journalisten.

Anfragen aus der grünen Stadtrats- und Landtagsfraktion

Unsere grüne Stadtratsfraktion hat natürlich sofort entsprechende Anfragen an das KVR über die Tätigkeiten der Amtsveterinäre am Münchner Schlachthof gestellt. Meine grüne Kollegin Katrin Habenschaden stellte die gesamte Anfrage vor, die neben den Fehlbetäubungen den Einsatz von Elektrotreibern, das Schlachten trächtiger Kühe und das Schächten zum Thema hatte. Bisherige Antworten des Betriebes waren, dass das neue Bolzenschussgerät nicht mehr benutzt wird, da es das Fleisch zu sehr beschädigt, und dass die Fehlbetäubungsquote – die in etwa 20-25 Tiere pro Tag betrifft – unter dem landesweiten Durchschnitt läge.

Auch im Landtag beschäftigten wir uns damit. Meine Landtagskollegin Rosi Steinberger dazu gleich zwei Anfragen eingereicht. Die erste beschäftigt sich mit den Bedingungen bei der Rinderschlachtung und ist ähnlich der der grünen Stadtratsfraktion. Die hat darüber hinaus die Arbeitsbedingungen der MitarbeiterInnen am Münchener Schlachthof zum Thema.

Dem Tierschutz mehr Gewicht geben

In angeregter Diskussion, Katharina Schulze, Edmund Haferbeck, Rosi Steinberger, Katrin Habenschaden

In angeregter Diskussion, Katharina Schulze, Edmund Haferbeck, Rosi Steinberger, Katrin Habenschaden

In der darauf folgenden Diskussion kristallisierten sich einige Punkte heraus, die unternommen werden können um zumindest eine Verbesserung zu bewirken. Unsere Ziele sind: Mehr Veterinäre einzusetzen, damit auch umfassende Kontrollen durchgeführt werden können. Veterinäre sollten nicht mehr von den Landratsämtern betraut werden. Stattdessen fordern wir eine zentrale Stelle und ein Rotationssystem der eingesetzten Veterinäre. Nur so können Interessenskonflikte vermieden werden.

Darüber hinaus sollten gerade große Schlachtbetriebe wieder rekommunalisiert und die Schlachter wieder angestellt werden. Das Akkordsystem mit freiberuflichen Schlachtern befördert schon durch den Zeitdruck die Fehlbetäubungen und schlechte Arbeitsbedingungen.

Aber jeder von uns kann auch ein wenig dazu beitragen, indem er darauf achtet, woher sein Fleisch kommt.
Weitere Informationen:

PETA Deutschland e.V.

Anfrage grüner StadträtInnen

Landtagsanfrage zur Rinderschlachtung

Landtagsanfrage zu den Arbeitsbedingungen