Katharina Schulze

Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bayerischen Landtag

Forderungspapier

Hebammen fördern – damit Schwangere und Kinder in guten Händen sind

1. Juni 2023 in Anträge und Anfragen, Im Parlament |

Mit unserem Forderungspapier möchten wir Landtags-Grünen klarstellen, welche Unterstützung es für gute, wohnortnahe Versorgung und selbstbestimmte Geburten braucht. Es werden im Freistaat wieder mehr Kinder geboren, jedoch wird die Versorgungslage für Schwangere immer schwieriger. Wir stellen uns dieser Entwicklung entgegen.

Wir Grüne wollen, dass jede Schwangere die Betreuung bekommt, die sie sich wünscht und benötigt: Wir setzen uns daher für die wohnortnahe Versorgung mit Hebammen und eine Eins-zu-Eins-Betreuungwährend der Geburt ein. – Katharina Schulze

Zu wenige Hebammen in Bayern

Die Versorgung durch Hebammen ist von zentraler Bedeutung und kann durch andere Fachgruppen nicht ersetzt werden.

In Bayern werden erfreulicherweise wieder mehr Kinder geboren. Jedoch mangelt es an Hebammen für die Betreuung in der Schwangerschaft, in den Geburtskliniken sowie an ausreichender Wochenbettversorgung.

Trotzdem feiert die Söder-Regierung gerade, dass die absolute Zahl der Hebammen in Bayern auf 3.507 gestiegen ist. Tatsächlich gibt es so viele Hebammen, wie noch nie im Freistaat. Aber zu behaupten, damit seien alle Probleme gelöst, ist Augenwischerei.

Denn: Diese Zahlen unterschlagen, dass zahlreiche Hebammen nur in Teilzeit oder auf Minijob- Basis arbeiten. Diese Zahlen unterschlagen die gewaltige Arbeitsbelastung und schlechten Arbeitsbedingungen, unter denen ein Großteil der Hebammen tätig ist.

Hebammen geben Müttern und auch Vätern eine unverzichtbare Hilfestellung und Sicherheit – vor, während und nach der Geburt. Trotzdem ist es oft schwierig in Bayern eine Hebamme zu finden. – Katharina Schulze

Wohnortnahe Versorgung und selbstbestimmte Geburt

Das alles ist nicht länger hinnehmbar. Für uns Grüne im Bayerischen Landtag ist die Sicherung der wohnortnahen Versorgung mit Hebammen sowie der Erhalt der Wahlfreiheit bei der Geburt essenziell.

Jede Schwangere hat auch eine enge Betreuung für eine selbstbestimmte Geburt verdient. Eine wichtige Voraussetzung dafür sind gute Arbeitsbedingungen für Hebammen.

Grüne Forderungen für Hebammen in Bayern

In Bayern setzen wir Grüne uns seit Jahren für den Berufsstand der Hebammen ein, insbesondere für hebammengeleitete Kreißsäle in jeder Geburtsklinik sowie für die flächendeckende Sicherstellung der Schwangerenvorsorge, geburtshilflichen Versorgung und Wochenbettbetreuung mit Hausbesuchen.

Wir haben als erste Landtagsfraktion ein Förderprogramm für Hebammen vorgeschlagen, um u. a. die Gründung von Hebammenpraxen und Geburtshäusern finanziell zu unterstützen. Viele Schwangere wünschen sich auch, „ihre“ freiberufliche Hebamme in die Klinik mitzunehmen. Wir unterstützen auch dieses Modell der freiberuflichen Beleghebammen, die Geburtsbegleitung anbieten und mit Geburtskliniken kooperieren.

Wir wollen Hebammen im Freistaat stärken und sie von den fachfremden Tätigkeiten befreien. Unser Ziel sind insbesondere bessere Arbeitsbedingungen, die Aufwertung dieses wichtigen Berufs sowie die Verbesserung der Versorgungsqualität für Kinder, (werdende) Mütter und Familien.

Schwangere müssen darauf vertrauen können, dass sie vor, während und nach der Geburt gut versorgt werden.

Grüne Forderungen

Wir Grüne wollen:

  • ein erweitertes bayerisches Förderprogramm für Hebammen in Höhe von 6 Millionen Euro pro Jahr -damit können Hebammen Zuschüsse zur Gründung von Hebammenpraxen und Geburtshäusern bekommen und Wohnmöglichkeiten für Hebammen in den Ballungsräumen während des Studiums werden gefördert.
  • für mehr freiberufliche Hebammen in der Wochenbettbetreuung in unterversorgten Regionen soll ein Sicherstellungszuschlag sorgen.
  • hebammengeleitete Kreißsäle in jeder Geburtsklinik einführen.
  • Arbeitsbedingungen für Hebammen in Geburtskliniken verbessern – zum Beispiel durch konsequente Entlastung von fachfremden Tätigkeiten.
  • die Digitalisierung im Sinne der Entbürokratisierung vorantreiben, um den Dokumentationsaufwand zu senken.
  • die Anzahl der Hebammen in Kreißsälen steigern, so dass eine Eins-zu-Eins-Betreuung während der Geburt immer gewährleistet ist.
  • Geburtskliniken verpflichten, ihren Hebammen-Betreuungsschlüssel zu veröffentlichen – das erleichtert Schwangeren die Suche nach einer Klinik und Hebammen die Suche nach einer Stelle.
  • eine systematische und kontinuierliche Erhebung von Daten zum Hebammenmangel sowie auch zum Bedarf an Studienplätzen in Bayern einführen, um die gezielte Steuerung und den Ausbau der Studienplätze zu ermöglichen.
  • Kooperationen der Geburtskliniken und Hochschulen stärken, um das Studium mit der Praxis gut verbinden zu können.
  • die Hebammen-Forschung stärken. Wir wollen die Aufstiegsmöglichkeiten und akademische Aus- und Weiterbildung bis zu Promotion im Freistaat schnell ausbauen, und so die Attraktivität des Berufs steigern.
  • Rückkehrerinnen durch Anreize-Programme gewinnen und die Vereinbarkeit von Familie und Hebammenberuf (zum Beispiel durch besondere Betreuungszeiten von Kindern von Hebammen) fördern, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
  • schnellere Anerkennung der Qualifikationen von ausländischen Fachkräften bzw. Angebote der Zusatzausbildung erweitern und Anerkennungsverfahren an nur einer zuständigen Behörde in Bayern bündeln.
  • die Wahlfreiheit von Schwangeren sicherstellen und gewährleisten – auf dem Land und in der Stadt, damit eine gute und persönliche Begleitung durch die Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett gewährleistet ist, die Bedürfnisse und Selbstbestimmung der Schwangeren bzw. Gebärenden in den Mittelpunkt stellt.
  • die wohnortsnahe bedarfsgerechte Geburtshilfe sicherstellen, damit jede schwangere Frau in Bayern in einer Entfernung von maximal 30 Fahrminuten eine Geburtsklinik erreicht (besonders problematisch ist die Lage derzeit in Südbayern und in Grenzregionen).
  • die Vergütung von Spontangeburten (physiologischen Geburten) und Kaiserschnitten angleichen, die Aufklärung über verschiedene Geburtsverläufe verbessern und Fehlanreize für medizinisch nicht notwendige Kaiserschnittgeburten durch bundesweite Qualitätsvorgaben beseitigen und eine sektorübergreifende Qualitätssicherung in der Geburtshilfe gewährleisten.
  • Mütter im Wochenbett stärker unterstützen und den Anspruch auf eine Haushaltshilfe nach der Geburt ausweiten, insbesondere für Alleinerziehende.
  • Ärzt*innen dazu verpflichten, Schwangere über ihren Anspruch auf Hebammenbetreuung vor und nach der Geburt zu informieren.
  • auch bei Adoption den Anspruch auf Hebammenhilfe verankern – für die leibliche Mutter sowie für die Mutter, die das Kind adoptiert hat.
  • den Anspruch auf Hebamme auch bei Fehl- oder Totgeburten sowie psychologische Unterstützung und Krankschreibung bekannter machen.

Weitere Informationen entnehmen Sie bitte unserem Forderungspapier.