Katharina Schulze

Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bayerischen Landtag

Gedanken zu Joachim Gauck

19. Februar 2012 in Aktuelles |

Es hat sich ausgewullft – zum Glück. Nun ist der Mann, den rot-grün vor knapp zwei Jahren als Kandidat für das Bundespräsidentenamt ins Rennen geschickt hat, Joachim Gauck, von CDU/CSU, FDP, Grüne und SPD zum Bundespräsidentenkandidat ernannt worden.

Ich finde es in Ordnung. Er ist streitbar, hat Ecken und Kanten und eine Meinung. Auch mir sind einige Äußerungen von ihm in letzter Zeit aufgestoßen – aber wenigstens ist er nicht aalglatt. Ich bin mir sicher, man wird sich in seiner Amtszeit an ihm reiben können und so soll es sein. Nach dem 0815-Wulff ohne Format und Charisma, dafür mit zweifelhafen FreundInnen und Inhaltsleere ist es jetzt Zeit für jemand der Debatten anstößt.

Zwar hätte ich gerne eine Frau als Bundespräsidentin gehabt und empfehle hiermit wärmstens die Texte von Katrin Rönicke und Til Westermayer, betrachet man aber die gegebenen Umstände (man wollte einen Kompromiss über die Parteien hinweg, sind leider wohl noch nicht alle Parteien bei diesem Thema so weit etc.), ist mir Gauck der liebste Kandidat. Einen Bischof Huber hätte ich persönlich zum Beispiel gar nicht gut gefunden (das gilt auch für Margot Käßmann), zu religiös für dieses Amt. Dann muss es eben beim nächsten Mal eine Frau werden, dass es genug qualifizierte Frauen für dieses Amt gibt, ist hinlänglichst bewiesen.

In diesem Sinne: Lassen wir Gauck ankommen, das Amt ausfüllen und ihn dann konkret an seinen Aussagen messen!

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Hier drei gute Leseempfehlungen zu den Irrungen und Wirrungen im Internet über Gauck. Meine Twitter- und mein Facebooktimeline waren gestern Abend voll davon, ich war ganz perplex, wie verkürzt diskutiert wurde.

http://www.cicero.de/berliner-republik/wie-das-netz-den-boesen-gauck-erfand/48369?seite=1