Vernetzungstreffen
Alleinerziehende – wir lassen euch nicht allein!
Familie ist, wo Kinder sind. Wir Grüne wollen alle Familien stärken. Ob Vater-Mutter-Kind-Familien, Ein-Elternteilfamilien, Wechselmodellelternfamilien, Patchwork- oder Regenbogenfamilien, Adoptiv- oder Pflegefamilien: Fast ein Viertel aller Kinder werden von einem Elternteil großgezogen. Es ist an der Zeit, ihren Bedürfnissen mehr Beachtung zu schenken.
Die Erfahrungen von Ein-Elternteilfamilien standen bei dem Alleinerziehendentreffen der Grünen auf Einladung von Gülseren Demirel, Landtagskandidatin, Petra Tuttas, Bezirkstagskandidatin, den örtlichen Grünen und mir im Fokus. Folgende Punkte wurden von den TeilnehmerInnen und per Mail eingebracht:
Wohnraum für Ein-Elternteil-Familien
Der soziale Wohnungsbau muss in Bayern und speziell in den Städten ausgebaut werden. Die Genossenschaften gehören gestärkt. Neue generationsübergreifende Wohnformen müssen unterstützt und die Möglichkeit zur Untervermietung geprüft werden. Vermieter*innen sollen erinnert werden, dass auch sie dem Anti-Diskriminierungsgesetz unterliegen.
Mehr und bessere Kinderbetreuung
Der Ausbau und die qualitative Verbesserung der Kinderbetreuung von der Krippe bis zur weiterführenden Schule ist bereits auf der Agenda der Grünen: Betreuungsangebote müssen sich noch viel mehr den Bedürfnissen von Ein-Elternfamilien anpassen. Dazu gehört eine kurzfristige Flexibilität bei den Buchungszeiten, die längere Öffnung und eine Betreuung auch am Abend und in den Ferien. Bei der Eingewöhnung der Kinder sollte die Situation der Familien stärker berücksichtigt werden. Es bedarf staatlicher Anreize für ArbeitgeberInnen, damit sie selbst um Betreuung in den Ferien für die MitarbeiterInnen organisieren. Die Kosten für Ferienbetreuung muss nicht nur für Ein-Elternfamilien und Geringverdiener günstiger werden. Die Angebote sollen eine staatliche Förderung und Qualitätskontrolle erhalten. Außerdem sollte geprüft werden, ob das Jugendamt zur kurzfristigen Entlastung nicht auch die Nutzung von Familienservicestellen bezuschussen kann.
Schule: Ort des Lernens und Lebens
Kinder und Jugendliche verbringen durch Ganztagsbetreuung, Horte oder in den Ferien mehr Zeit außerhalb der Familie. Es verlagern sich mehr Aufgaben auf Betreuungseinrichtungen. Dementsprechend muss auch die Schule darauf Rücksicht nehmen.
Die Qualität muss im Bereich des Betreuungsschlüssels, Hausaufgabenbetreuung, Freizeitangebote, Rückzugsmöglichkeiten und bei der Verpflegung verbessert werden. Deswegen möchten die Grünen u.a. eine zweite pädagogische Fachkraft in den Klassen, damit auf individuelle Bedürfnisse besser eingegangen werden kann.
Kindergrundsicherung und Altersarmut
Das ungerechte Ehegattensplitting muss endlich abgeschafft werden, stattdessen brauchen wir eine Kindergrundsicherung. Familien mit einem geringeren Einkommen müssen unterstützt werden. Abhängig vom Verdienst sollen sie automatisch eine Leistung erhalten, die den tatsächlichen Grundbedarf abdeckt. Vier von zehn Alleinerziehenden sind in Bayern von Armut bedroht. Das ist in dem reichten Bayern nicht hinnehmbar. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie durch Kinderbetreuung ist für den Lebensunterhalt essenziell. Es bedarf auch einer Garantierente gegen Altersarmut.
Familienfreundliche Arbeit
Bereits in der Schule, in der beruflichen Bildung und bei Umschulungsmaßnahmen muss es Müttern und Vätern ermöglicht werden, ihre Ausbildung oder Umschulung abzuschließen. Dementsprechend sollte das Recht auf Teilzeit zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie auch auf alle schulischen und beruflichen Aus- und Weiterbildungen ausgeweitet werden. Es muss mehr Anreize geben, damit Betriebe gezielt Eltern einstellen und deren beruflichen Aufstieg fördern und wie im Grünen Wahlprogramm das Recht auf Homeoffice etabliert werden.
Außerdem muss mehr gegen Burn-Out getan werden. Die Gesundheitsmaßnahmen und Hilfen setzen zu spät an. Präventionsangebote sollten gestärkt werden.
Unterstützung in der Trennungsphase
Die Angebote zur Unterstützung in der Trennungsphase müssen ausgeweitet werden! Lange Wartelisten für Termine zur Beratung und eine Überlastung der Ombudsstellen, haben für die Kinder und Eltern schwere Folgen. Familien sollten unabhängig vom Einkommen die Möglichkeit haben, Beratung oder Coaching zu erhalten. Gerade im Bereich der häuslichen Gewalt sind die Stellen überlastet und die Frauenhäuser ausgebucht.
Modernes Familienbild des Staates
Die Jugendämter, MitarbeiterInnen und auch Fachkräfte im Bereich der sozialen Arbeit müssen im Hinblick auf die neuen Formen von Familien nachgeschult werden. Dazu gehört, dass Kinder zwei Hauptwohnsitze haben können. Diese Ideen werden an die Grünen im Bundestag weitergeleitet, da hier nicht der bayerische Landtag, sondern der Bund zuständig ist:
- Prüfen, wie die Regelung der individuellen Ausgleichszahlung der individuellen Leistungsfähigkeit bei paritätischer Betreuung der Kinder weniger vom guten Willen der Elternteile abhängen kann.
- Erhöhung der Krankheitstage der Kinder und eine Erweiterung der Altersspanne von 12 auf 15 Jahre.
Wir danken allen TeilnehmerInnen beim Vernetzungstreffen und allen Rückmeldungen per E-Mail für die wichtigen Ideen und Forderungen. Es knüpft an das letzte Vernetzungstreffen im Landtag an. Sie werden unsere Politik prägen.