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Diskussion um das „Denkmal für Trümmerfrauen“ in München
Am Donnerstag haben wir öffentlich das Münchner „Denkmal für die Trümmerfrauen und die Aufbaugeneration“ kritisiert. Hintergrund ist, dass in München – anders als in anderen großen deutsche Städten – zum weitaus überwiegenden Teil Alt-Nazis zu den Aufräumarbeiten zwangsverpflichtet wurden. Das Denkmal vermittelt einen völlig anderen Eindruck und dient unserer Meinung nach dazu, historische Tatsachen weichzuspülen und die Schuldigen am – von Deutschland ausgehenden – zweiten Weltkrieg und dem Holocaust reinzuwaschen.
Nach Informationen des Münchner Stadtarchivs waren an den Aufräumarbeiten unter den 1.500 Personen in München 1.300 Männer und zu 90 Prozent ehemalige aktive Mitglieder in NS-Organisationen beteiligt. Dieser historisch unbestrittene und seitens der Staatsregierung bestätigte Tatsache wurde im Zusammenhang mit der Aufstellung des Gedenksteins am Marstallplatz in keiner Weise Rechnung getragen. Das unserer Ansicht nach von dem Gedenkstein ausgehende Signal ist ein pauschales Dankeschön an alle Beteiligten an den Aufräumaktionen, die allerdings bei genauerem Hinsehen größtenteils mitverantwortlich waren für die Gräuel des „Dritten Reichs“.
Auch im Münchner Stadtrat wurde das Thema schon mehrfach diskutiert und vier Mal hat der Stadtrat die Errichtung eines Denkmals auf städtischen Grund aus den oben genannten Gründen abgelehnt. 2007 äußerte sich der Ältestenrat zuletzt zu diesem Thema und befand, dass es den Begriff „Trümmerfrauen“ in München nie gegeben habe – und deswegen ein Denkmal in München nicht passend sei. Das bayerische Kultusministerium hat jedoch einen Gestattungsvertrag mit dem Verein geschlossen, der die Errichtung des „Denkmals“ auf staatlichen Boden ermöglicht hat.
Der für die Aufstellung des Gedenksteins zuständige Minister Ludwig Spaenle (CSU) ist selbst Historiker und weiß um die fatale Wirkung einer falschen Erinnerungskultur. Die öffentliche Diskussion der letzten Tage hat gezeigt, dass sich insbesondere rechte Kreise durch die – selbst befeuerte – Kritik an der Aktion bestätigt sehen und eine Verbindung zu einem rechtsradikalen Geschichts- und Gegenwartsverständnis herstellen. Die Aufräumarbeiten in München sind nicht vergleichbar mit dem bewundernswerten Einsatz der Trümmerfrauen in anderen deutschen Städten.
Wer sich mit dem Thema Trümmerfrauen noch weiter beschäftigen möchte, dem empfehle ich die Antwort des Ministers Spaenle auf eine schriftliche Anfrage von Sepp Dürr
sowie diese Zeitungsartikel:
- Oberbayerisches Volksblatt vom 5.8.13 „Münchens Trümmerfrauen – nur ein Mythos?“
- Süddeutsche Zeitung vom 9.12.13 „Debatte um ein Denkmal, Die Mär von den Trümmerfrauen“
- Münchner Merkur vom 21.12.13 „Trümmerfrauen-Debatte: ‚Wir haben eben geholfen'“
- Interview mit mir im Münchner Merkur vom 23.12.13 „Grünen-Chefin Schulze, Trümmerfrauen-Denkmal: ‚Verhüllung war richtig'“