Katharina Schulze

Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bayerischen Landtag

Schneller abschalten!

Fünf Jahre nach Fukushima

11. März 2016 in Aktuelles, Im Parlament, Unterwegs |

Vor fünf Jahren löste ein Erdbeben vor Japan einen Tsunami aus. Das AKW Fukushima-Daichi war dem nicht gewachsen, der Tsunami führte zu einer Atomkatastrophe. Die Atomenergie birgt große Risiken, daran gibt es nach Tschernobyl und Fukushima keine Zweifel mehr.

Fukushima: Wie ist die Lage?

Fünf Jahre nach Beginn der Atomkatastrophe von Fukushima leben noch immer 100.000 Menschen in temporären Flüchtlingsunterkünften oder bei Verwandten. Spätestens 2018 sollen auch diese Menschen zurückkehren – die Olympischen Spielen in Tokyo 2020 stehen vor der Tür.

Die Stadt Nahara, 19 km vom AKW entfernt, gilt wieder als bewohnbar. Zurück gehen vor allem die Alten und fremde Arbeiter. Wirtschaftlich sind alle Menschen von der Firma Tepco abhängig. 19.000 ArbeiterInnen sorgen für die Dekontaminierung. Zur Dekontaminierung rund um Fukushima werden die oberen Erdschichten abgetragen, überall stehen schwarze Müllsäcke mit verstrahlter Erde herum. Umweltschutzorganisationen kritisieren, dass nur Wohngebiete gereinigt werden, bei den Wäldern drückt man ein Auge zu.

Mittlerweile hat die EU Lebensmitteleinfuhren aus Japan erleichtert. Für bestimmte Lebensmittel aus Fukushima und angrenzenden Provinzen müssen Analysen der Strahlenbelastung vorgelegt werden. Das betrifft zum Beispiel Gemüse und Rindfleisch aus der Präfektur Fukushima.

Jahre nach dem Atomunfall in Fukushima wurden wiederholt größere Mengen an Radioaktivität durch die Luft fortgetragen und führten zu Kontaminationen in Gebieten nördlich des Atomkraftwerks, die zuvor vergleichsweise gering kontaminiert waren. Es gibt Krebsverdachtsfälle, ein Tepco-Mitarbeiter klagt.

Beginn der Energiewende in Japan?

Kurz nach dem Unglück war das Entsetzen groß und es kam Bewegung in die Sache. Auch in Deutschland haben SPD und CDU/CSU ihren Kurs geändert und sind mehr oder weniger zum langfristigen Atomausstieg der rot-grünen Koalition aus dem Jahr 2000 zurückgekehrt. In Japan setzt man heutzutage leider weiterhin auf Atomenergie. Gas und Öl sind für die Japaner keine Alternative. Auch wenn es auf kommunaler Ebene Projekte mit Erneuerbaren Energien gibt, glaubt niemand in Japan an eine Energieversorgung durch Wind, Sonne und Wasser. Es werden sogar zwei neue AKWs gebaut.

 

Was können wir in Bayern gegen Atomkraft tun?

Im Bewusstsein vieler Leute ist mit dem zweiten Atomausstieg die Gefahr gebannt. Keineswegs: Die Reaktoren werden immer älter und die Betreiber wollen nicht mehr als unbedingt nötig in die Sicherheit investieren. Statt 17 Reaktoren laufen in Deutschland heute nur noch acht. Drei davon stehen in Bayern – zwei in Gundremmingen.

AKW Grundremmingen abschalten

Das AKW Gundremmingen, ein alter, gefährlicher Meiler, muss endlich abgeschaltet werden. Der Gundremminger Siedewasserreaktor – der letzte in Deutschland – darf bis zum Jahr 2021 noch in Betrieb bleiben, was angesichts der besonderen Risiken der Siedewasserreaktoren nicht zu verantworten ist. Deutschland hat zu viele Kraftwerke: Im vergangenen Jahr wurde das Doppelte der Strommenge, die Gundremmingen produziert, ins Ausland exportiert.

Energiefirmen in die Pflicht nehmen

Katharina Schulze wirbt für den Atomausstieg (2009)

K. Schulze wirbt 2009 für den Atomausstieg

Für die Entsorgung der Atomkraftwerke und des Atommülls haben die großen Energiefirmen Rücklagen. Ob das Geld tatsächlich zur Verfügung steht, wenn es gebraucht wird ist immer fraglicher.

Die Konzerne leiden unter den Kraftwerksüberkapazitäten und den niedrigen Strompreisen. Sie haben das Geschäft mit den Erneuerbaren verschlafen. Sie wollen sich durch Konzernaufspaltungen retten bzw. aus den finanziellen Verpflichtungen davonstehlen. Das werden wir nicht zulassen.

Die Lagerung von abgebrannten hochradioaktiven Brennelementen wird auch immer mehr zum Problem. Die Zwischenlager und die Castoren sind eigentlich nur für 40 Jahre genehmigt. Da aber das Endlager nicht bis 2046/2047 in Betrieb sein wird, werden die Castoren noch länger in den Zwischenlagern bleiben müssen. Dann müssten die Brennelemente in neue Castoren umgepackt werden. Dafür fehlen aber die technischen Einrichtungen.

Weiter für die Energiewende kämpfen

Neue Energie, neuer Strom. Das ist es was wir brauchen. Das Anti-Windkraft-Gesetz der CSU („10-H-Regelung“) schreibt vor, dass neue Windräder zehn Mal so weit zum nächsten Haus stehen müssen wie sie hoch sind. Damit wird die Windkraft in Bayern faktisch gestoppt. Wir brauchen mehr Solarstrom – wer auf dem eigenen Hausdach Strom produziert soll, darf dafür nicht mit der EEG-Umlage bestraft werden! Der Strom aus Biogasanlagen soll vor allem dann erzeugt werden, wenn die Sonne nicht scheint und kein Wind weht. Eine verlässliche Förderung für bestehende Anlagen ist nötig. Wir stehen für einen Strommarkt auf dem auch regionale Energiegenossenschaften der Bürger Platz haben. Die Energiewende in Bürgerhand ist seit unserer Parteigründung unsere Vision, wir werden weiter daran arbeiten. Mehr Infos über grüne Energiepolitik finden Sie hier. 

Update 26.4. Mein Video zu 30 Jahren Tschernobyl