Katharina Schulze

Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bayerischen Landtag

Schriftliche Anfrage

Drittligarelegation Würzburger Kickers – 1. FC Saarbrücken: Kooperation von Polizei und DEHOGA Bayern

24. Juli 2015 in Im Parlament |

Beim Relegationsspiel Würzburger Kickers gegen Saarbrücken hat die DEHOGA, der Verband des Hotel- und Gaststättengewerbes, und die örtliche Polizei einen Warnhinweis verschickt: erhöhte Vorsicht sei geboten, gewaltbereite Fans im Anmarsch. In dieser Schriftlichen Anfrage (pdf) bin ich der Sache auf den Grund gegangen.

Fragwürdige Zusammenarbeit von DEHOGA und Polizei

Am 15. Mai 2015 hat die Kreisstelle Würzburg des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands DEHOGA Bayern e.V. einen Warnhinweis gemeinsam mit der Polizeiinspektion Würzburg per Rundmail verschickt, um im Vorfeld der Drittligarelegation zwischen den Würzburger Kickers und dem 1. FC Saarbrücken am 31. Mai 2015 Hoteliers und Gaststätten über die lokalen und anreisenden Fußballfans zu informieren:

Die „Polizeiinspektion Würzburg befürchtet, dass einige gewaltbereite Fans des 1. FC Saarbrücken“ bereits frühzeitig anreisen und empfiehlt „erhöhte Vorsicht“. Die Kreisstelle Würzburg der DEHOGA empfiehlt darüber hinaus ihren Mitgliedern, sich „aufgrund der Erfahrungen in der Vergangenheit (…) mit der Polizeiinspektion Würzburg in Verbindung zu setzen, um etwaige Sicherheitsmaßnahmen zu besprechen“ und „bei größeren Gruppen (…) sofort am Tisch abzurechnen“. – Auszug aus der Rundmail

Für alle weiteren Fragen wird in der E-Mail von der DEHOGA ein Ansprechpartner der Würzburger Polizei genannt.

Was die Polizei zu der gemeinsamen E-Mail sagt

Das Innenministerium schildert mir die Hintergründe dieser Mail so: Ein Jahr vorher, im August 2014, hatten die Würzburger Kickers im DFB- Pokal Fortuna Düsseldorf zu Gast. Bereits am Vortag reisten mehrere Hundert Anhänger aus Düsseldorf nach Würzburg und übernachteten in verschiedenen Hotels in der Innenstadt. Am Abend kam es dort zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Anhängern von Fortuna Düsseldorf und Mitgliedern der Ultra Nürnberg- Gruppierung „UN94“. Davor war es in einigen Gaststätten zu Zechbetrügereien und Diebstählen durch einige angereiste Fans gekommen. Dabei gerieten auch unbeteiligte und friedfertige Fans in den Verdacht, nicht bezahlt zu haben. Aufgrund dieser Vorkommnisse zeigten sich einige Gaststättenbetreiber im Nachgang des Pokalspieles irritiert, weil sie im Vorfeld von der Würzburger Polizei im Rahmen der bestehenden Sicherheitspartnerschaft nicht über die Anreise der gewaltbereiten Fangruppierungen informiert wurden.

Während der Vorbereitungsphase zum Relegationsspiel zwischen dem FC Würzburger Kickers und dem 1. FC Saarbrücken im Mai 2015 hatte die Würzburger Polizei von der Polizei aus Saarbrücken konkrete Informationen darüber erhalten, dass zwei Reisebusse mit ca. 100 Fans der Kategorie B (gewaltbereit) und C (gewalttätig) schon am Tag vor dem Spiel nach Würzburg anreisen. Aufgrund der Erfahrungen der Würzburger Polizei vom Vorjahr und der konkreten Informationen der Saarbrücker Polizei über die Anreise von gewaltbereiten Fans, informierte die Würzburger Polizei im Rahmen der Sicherheitspartnerschaft einen Vertreter des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands Mitte Mai.

Die Information über die Anreise von gewaltbereiten Fans sollte den Gaststätteninhabern und Hoteliers auch dazu dienen, sich auf die Anreise von größeren Personengruppen vorzubereiten. Diese aus dem Telefongespräch gewonnenen Informationen hat der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband anschließend in einem internen Schreiben zusammengefasst und „multiplizierte es in Unkenntnis und ohne Abstimmung mit der Polizei an seine Mitglieder“. Die Polizei hat also nichts von der Rundmail gewusst.

Zum Hintergrund: Das Polizeipräsidium Unterfranken betreibt seit 1999 bereits eine „Sicherheitspartnerschaft“ mit dem Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband. Ein Ergebnis dieser verstärkten Kooperation ist u. a. das Projekt „Safer Party“, welches die Erhöhung der Sicherheit rund um Diskotheken und Gaststätten im Stadtgebiet Würzburg als Ziel verfolg. Im Rahmen dieser seit 1999 bestehenden Sicherheitspartnerschaft findet nach eigenen Angaben ein regelmäßiger Dialog und ein ständiger Informationsaustausch zwischen den Beteiligten statt.

Zusammenarbeit der Polizei mit professioneller Fanarbeit

Regelmäßig finden zwischen den szenekundigen Beamten der jeweils örtlich zuständigen Polizeiinspektion und den Leitern der Fanprojekte sowie den Fan- und Sicherheitsbeauftragten der Fußballvereine „regelmäßige Treffen und ein ständiger Informationsaustausch“ statt.

Eine direkte Kontaktaufnahme der einsatzführenden Polizeidienststelle mit den Fanprojektleitern und den Fan- und Sicherheitsbeauftragten der Gastmannschaft vor bestimmten Spielen ist aber nicht üblich. Über die szenekundigen Beamten als wichtige Schnittstelle zwischen den Fußballvereinen und den Polizeidienststellen ist laut Innenministerium stets gewährleistet, dass alle Informationen in die Bewertung der Sicherheitslage einfließen. Durch diese PolizistInnen werden Informationen aus den Fanprojekten und von seiten der Fan- und Sicherheitsbeauftragten der Fußballvereine an die einsatzführende Polizeidienststelle weitergegeben.


Alle weiteren Details können Sie der Schriftlichen Anfrage (pdf) entnehmen.