DLD Conference
Ländliche Mobilität der Zukunft
Heute war ich zu Gast bei der „DLD (Digital, Life, Design) Conference“ auf dem Campus der Universität Bayreuth und durfte einen Vortrag über Ländliche Mobilität halten. Ein zentrales Thema, dass uns Grünen in Bayern sehr am Herzen liegt: über 56 Prozent der bayerischen Bevölkerung lebt aktuell im ländlichen Raum und Mobilität bedeutet für viele Bürger*innen gesellschaftliche Teilhabe.
Mobil sein im ländlichen Raum bedeutet für die Bürger*innen momentan immer noch ins eigene Auto zu steigen – der schlecht ausgebaute öffentliche Nahverkehr (ÖPNV) stellt keine Alternative dar. Ich finde, die Menschen außerhalb der Großstädte haben genauso wie die Menschen in der Stadt ein Recht darauf, mobil zu sein, für Ausbildung, Beruf, Arztbesuche, Einkaufen und Freizeit auch ohne eigenes Auto – und nachhaltig. Deshalb setzen wir Grüne uns dafür ein, dass sich Menschen im ländlichen Raum in Zukunft nachhaltiger und leichter fortbewegen können und sich das auch leisten können.
Mobilität ist eine wesentliche Grundlage für die Teilhabe am öffentlichen Leben! – Katharina Schulze
Nachhaltige Mobilität der Zukunft braucht Digitalisierung. Die Digitalisierung schafft ganz neue Möglichkeiten, um mehrere Verkehrsträger für eine Strecke intelligent nutzen zu können und so Alltagswege und die berühmte „letzte Meile“ zu überwinden. Das bedeutet eine große Chance für unseren Klimaschutz und komplett neue Geschäftsmodelle im Mobilitätsbereich.
Ländlicher Raum verändert sich
Kleine Gemeinden können sich mittlerweile meist nicht mehr selbstständig mit Dienstleistungen und Nahrungsmitteln versorgen. Dafür muss man heute meist in größere Gemeinden fahren. Ähnliches gilt für Arbeitsplätze und Ausbildung. Wir Grüne sagen ganz klar: Der Staat muss hier investieren! Und dafür brauchen wir andere Mehrheiten in den politischen Gremien, damit Nahverkehr in ländlichen Räumen aufrechterhalten bzw. ausgebaut wird.
Es kommt darauf an, für welche Ziele man Technologien einsetzt, wo man hinwill. Unser Ziel ist eine Nachhaltigkeitsgesellschaft, in der sozialer Ausgleich und ökologische Verantwortung unser Handeln leiten. Das Ende des analogen Zeitalters trifft aktuell zusammen mit dem Ende des fossilen Zeitalters.
Wir Grünen wollen die Chancen der Digitalisierung und die drängende Aufgabe des Klimaschutzes für nachhaltigere Mobilität nutzen – egal, wo du lebst! – Katharina Schulze
ÖPNV massiv ausbauen und vorhandene Strukturen digitalisieren
Wir Grüne kämpfen aufgrund der genannten Bedingungen für die „Mobilitätsgarantie“: von 5 Uhr früh bis Mitternacht soll in Zukunft jede Stunde ein Zug, Bus, Ruftaxi in jedem Ort in Bayern kommen. Außerdem müssen wir im ländlichen Raum unvermeidbare Kfz-Fahrten reduzieren bzw. besser auslasten. Momentan ist der Nahverkehr lediglich eine freiwillige Aufgabe der Landkreise und kreisfreien Gemeinden. Durch eine Aufwertung des ÖPNV zu einer Pflichtaufgabe werden die Kommunen mit entsprechenden Mitteln von der Landesebene für den Betrieb des ÖPNV ausgestattet – und das ist heutzutage bitter nötig, wenn man sieht, dass sich beim Klimaschutz im Verkehrsbereich zu wenig tut.
Eine App, alle Infos in Echtzeit und besseres Ridesharing, das brauchen wir. Ich plädiere dafür, dass diese Vernetzung im Rahmen eines „Mobilpasses“ für alle einfach nutzbar ist und einem einfachen Tarif zugrunde liegt. Die App vernetzt die ganze Fahrt von Tür zu Tür mit allen Mobilitätsformen: Roller, Fahrrad, Lastenrad, Auto, Sammeltaxi, Linienbus, Rufbus, Ausflugsbus, Zug – egal ob DB, ALEX, BOB, etc. Je geringer die Hürde und je größer die Zuverlässigkeit, desto eher wird das eigene Auto stehen bleiben.
Vision digitaler ländlicher Vernetzung
Momentan wird die Welt mit Hilfe des Internets zum Dorf – genauso kann online-Vernetzung aber auch wieder das Dorf zur Welt machen. Man rückt per Mausklick zusammen, kann teilhaben an Wirtschaft und Wissenschaft, Politik, Sozialleben und Kultur im virtuellen Raum. Diesen Leitgedanken wollen wir Grünen von der Landesebene in die Kommunen tragen und sie dabei unterstützen, auch außerhalb der Ballungsräume aus Disruption Chancen und aus Wandel Erfolge für die Gemeinschaft zu erreichen.
Aktuell bleibt die neue digitale Welt den Bürger*innen im ländlichen Raum oft noch verschlossen, nicht nur weil es an Breitbandanschlüssen oder LTE fehlt, sondern oft auch an innovativen Ideen und Projekten für digitales Leben im ländlichen Raum. Hier Lösungen anzustoßen hat hohe Relevanz und dazu braucht es nicht immer gleich große Investitionen: Es gibt längst kleine und sehr hilfreiche Projekte, die es sich anzuschauen lohnt (z. B. Projekte aus der Sammlung „Digitale Gemeinde“ oder auch die sehr niederschwellige Plattform „Digitale Dörfer“ des Fraunhofer-Institut IESE).
Autonomes Fahren im ÖPNV auf dem Land
Was künftig privater und was öffentlicher Verkehr ist muss im Licht von Autonomen Fahren neu beantwortet werden. Größtes Problem heute: Die Betreiber öffentlicher Verkehrsunternehmen im Nah- und Fernverkehr verfügen weder über die notwendigen finanziellen Mittel noch über eigene Forschungs- und Entwicklungskompetenzen, sie sind im Wettrennen um automatisierte Fahrzeuge und Flottensysteme heillos unterlegen.
Es ist offensichtlich, dass sich für nachhaltigen Verkehr alles ändern wird: die Aufteilung von öffentlichem Raum, Organisation und Finanzierung von Mobilität – in der Stadt wie auf dem Land. – Katharina Schulze
Auf dem Land wird das Auto vorherrschend bleiben, sich aber seine Nutzungsform verändern. Realistischerweise wird es kurzfristig teilautomatisiertes Fahren im öffentlichen Raum geben. Die Diskussion über autonomes Fahren dreht sich in meinen Augen viel zu sehr um das private Auto: Automatisierte Shuttles können Teil einer Strategie sein, Hauptachsen in den Ballungsräumen durch höhere Taktfrequenzen zu stärken und Zwischenräume vermehrt mit Shuttles nach Bedarf zu erschließen.
Mehr Infos zu Ländlicher Mobilität und Vernetzung finden Sie im Grünen Mobilitätskonzept für den ländlichen Raum und im Positionspapier zum Thema Nahversorgung.