Katharina Schulze

Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bayerischen Landtag

Grünes Positionspapier

Kinder-Kickstart für Bayern

10. Januar 2023 in Unterwegs |

Wir Grüne stellen Kinder ins Zentrum unserer Politik. Wir sagen „Kinder first“ – weil sie darauf angewiesen sind, dass wir ihnen eine lebenswerte Zukunft bauen. Bayerns Kinder haben es verdient, dass die Politik sie und ihre Bedürfnisse endlich ernst nimmt. Und Bayerns Eltern haben es verdient, dass die Politik endlich zuhört und gezielt unterstützt. Dazu habe ich zusammen Eva Lettenbauer, Thomas von Sarnowski und Ludwig Hartmann konkrete Maßnahmen vorgestellt, wie wir Kinder und Familien in Bayern unterstützen können.

Bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Eva Lettenbauer, Ludwig Hartmann und Thomas von Sarnowski.

Es fehlen KiTa-Plätze und Erzieher*innen

Der rechtliche Anspruch auf einen Kita-Platz ist in Bayern nur graue Theorie: Es fehlen zehntausende Kita-Plätze und Erzieher*innen. Dabei brauchen Kinder in Kita und Kindergarten nicht nur jemanden, der sie tröstet, wenn sie fallen. Sondern auch jemanden, der ihre Neugierde weckt und ihre Talente fördert – und Zeit für sie hat.

In der Schule wird es nicht besser. Auch Hortplätze sind Mangelware, ständig fällt Unterricht aus, die Lehrpläne sind veraltet. Die Wirklichkeit für Kinder und ihre Familien ist unnötig ungerecht.

Jede*r hat das Recht auf eine unbeschwerte Kindheit

Ein erfülltes Leben nimmt auf unbeschwerten Kindesbeinen seinen Anfang. Kinder benötigen ein soziales Umfeld, um zu lernen. Zu wachsen. Und die Welt zu entdecken. Alle Kinder sollen das bekommen, was sie verdienen: Gleiche Chancen und Rechte.

In Zeiten des Fachkräftemangels ist es nicht tragbar, dass die Hälfte der Gesellschaft ihr Potenzial nicht richtig entfalten kann. Es fehlt an hochwertigen Betreuungsplätzen – und wer bleibt deswegen meist zuhause? Die Frauen.

Familien sollen selbstbestimmt entscheiden können

Familien sollen selbstbestimmt entscheiden können, welches Modell sie für sich wählen. Wir wollen allen Familien ermöglichen, selbst die Wahl zu haben, wie sie leben und arbeiten möchten.

Wir überwinden finanzielle Fehlanreize, die einem Elternteil die ganze Care-Arbeit aufdrücken und den anderen zwingen, das ganze Geld alleine zu verdienen. Denn Familien brauchen beim Großziehen von Kindern Freiheit und Raum, um sich voll zu entfalten.

„Kinder-Kickstart“

Wir Grüne zünden den Kinder-Kickstart und machen Bayern für Familien gerechter und lebenswerter. Wir sorgen für mehr Kinderbetreuungsplätze, machen Familie und Beruf miteinander vereinbar und fördern echte Gleichberechtigung in Familien. Damit investieren wir in die Zukunft Bayerns: in unsere Kinder.

Unsere Forderungen

  • Qualitätsoffensive – 100 Prozent der Bundesmittel in Kita-Qualität investieren:

In Kitas investieren heißt in Personal und Qualität zu investieren. Es ist Zeit für ein neues Investitionsprogramm für Fachkräfte in Kitas!

Das Geld dafür ist da, wird von der Staatsregierung bislang aber anders eingesetzt: Wir fordern, 100 Prozent der Bundesmittel aus dem neuen Kita-Qualitätsgesetz in Qualität zu investieren.

Die Staatsregierung hat bislang die Bundesmittel lieber in einkommensunabhängige Gebührenentlastung gesteckt. Das rächt sich jetzt – was die Zahlen zeigen: Schon jetzt fehlen rund 62.000 Kita-Plätze für das Jahr 2023.

Wir wollen in Zukunft mehr staatliche Mittel einsetzen, um Fachkräfte zu halten, zu gewinnen und zu binden. Wir wollen Erzieher*innen ermöglichen, ihre pädagogischen Fähigkeiten in einem guten Arbeitsumfeld anzuwenden. Wenn das Personal Leitungsaufgaben übernimmt, Elterngespräche führt, Zusatzqualifikationen erwirbt, dann muss dies in der Arbeitszeit einkalkuliert und angemessen bezahlt werden.

  • Aufwertung der Kindertagespflege

Die Kindertagespflege ist ein wichtiger Baustein der frühkindlichen Bildung und Betreuung. Aber es fehlt derzeit an gesellschaftlicher und politischer Anerkennung.

Es braucht eine verbindliche Mindestbezahlung. In Bayern gelten derzeit nur unverbindliche Empfehlungen der Landesregierung.

Und um die Tagespflege qualitativ auf ein höheres Niveau zu heben, braucht es eine höhere Mindestqualifizierung. Wir fordern 300 Unterrichtseinheiten statt den bisherigen 100.

Es braucht außerdem tätigkeitsbegleitende Fortbildungen, die auch in der Kindertagespflege kompensiert werden. Weil mit einer besseren Ausbildung und Bezahlung ein Job in der Kindertagespflege attraktiver wird und Kinder besser gefördert werden.

  • 50/50-Bonus

Bayern belohnt künftig Gleichberechtigung: Wenn beide Partner*innen 50 Prozent der Elternzeit nehmen, kriegt die Familie 3000 Euro geschenkt.

Warum es das braucht? Weil finanzielle Anreize im Moment oft die Aufteilung der Elternzeit bedingen. Väter nehmen meist nur zwei Monate Elternzeit – und das oft gleichzeitig mit der Mutter.

Gleichberechtigte Sorgearbeit stärkt die langfristige Bindung beider Elternteile zum Kind. Sie ermöglicht den Frauen in der Elternzeit und auch danach eine gleichberechtigte Wahl, wie sie leben und arbeiten wollen. Gut ausgebildete Frauen können so leichter im Job bleiben und verlieren keine Karrierechancen. Für den Arbeitsmarkt bleiben viele Fachkräfte erhalten.

Und für die Väter ist es eine große Chance, mehr Zeit mit dem Nachwuchs zu verbringen und eine innige Bindung aufzubauen. Gerade in den ersten Kindesjahren sollten Eltern die Wahlfreiheit haben. Der 50/50-Bonus ist dazu ein Beitrag.

  • Qualifizierungsoffensive für die Ganztagesbildung

Ab 2026 gilt der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder. Schon jetzt ist absehbar, dass die Bemühungen der Staatsregierung hier nicht ausreichen. Schätzungen zur Folge werden für das Schuljahr 2026/2027 rund 7000 neue Vollzeitstellen gebraucht.

Um dem Fachkräftemangel präventiv entgegenzutreten, braucht es eine Qualifizierungsoffensive: bessere Vergütung, beginnend bereits in der Ausbildungsphase, bessere Theorie-Praxis-Verzahnung, flexiblere Arbeitszeitmodelle, Aufstiegsperspektiven, Förderung von Vielfalt und Inklusion, modulare Quereinstiegsmodelle und bedarfsgerechte Möglichkeiten zur Weiterbildung während des gesamten Arbeitslebens.

Ganztagesbildung orientiert sich an den Bedürfnissen und Interessen des einzelnen Kindes und stärkt zugleich die soziale Gemeinschaft. Dafür brauchen wir qualifizierte Fachkräfte, die in Teams arbeiten, Zeit für Austausch und Vernetzung haben und angemessen bezahlt werden.