Wirtschaftsempfang
Digitalisierung in Bayern: da geht’s hin!
Über die Digitalisierung wird oft geredet wie über die Überhitzung des Erdklimas: als etwas, was uns noch bevorsteht. Dabei hat sich das Erdklima längst verändert und wir stecken mitten drin in der Digitalisierung. Ob wir wollen, dass Algorithmen und digitale Technologie unser Leben durchdringen, das können wir nicht mehr entscheiden. Aber wir können den Prozess steuern und die Rahmenbedingungen setzen. Darüber haben wir beim grünen Wirtschaftsempfang gesprochen.
Damit die Digitalisierung gestaltet werden kann, müssen die richtigen Fragen gestellt werden. Und zwar jetzt. Wir müssen uns darüber verständigen, inwieweit wir das technisch Mögliche und das ethisch Nötige der Digitalisierung zusammenbringen.
Margarete Bause, meine grüne Bundestagskollegin und Vorgängerin als Fraktionsvorsitzende, freute sich, dass ihr Wirtschaftsempfang zum sechsten Mal, und erstmalig gemeinsam mit mir, stattfinden konnte. Ziel war wie immer nicht nur der inhaltliche Austausch – dieses Jahr zum Schwerpunktthema Digitalisierung, sondern natürlich auch das Zusammenfinden und unterhalten.
Die Digitalisierung wirke sich auf den Arbeitskräftemangel aus, der vermutlich verstärkt wird, zeigte Margarete auf, sowie auf die Zeitsouveranität aller Beteiligten, da die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen. Die EU-Datenschutzgrundverordnung sei zwar mühselig in der Umsetzung gewesen, aber ein wichtiger Schritt hin zu Datensouveränität der BürgerInnen.
Andera Gadeib, Online-Enthusiastin und Vollblut-Entrepreneurin, betonte in ihrem spannenden Input die verschiedenen Möglichkeiten mit diesem Transformationsprozess umzugehen:
Manchen macht so viel Veränderung Angst, manche nutzen die neuen technischen Möglichkeiten mit viel Freude, manche VertreterInnen der Wirtschaft wiederum sehen diese lediglich als Hilfsmittel um effizienter und kostensparender zu sein, weniger als strategische Möglichkeit, das ganze Unternehmen auf neue Füße zu stellen und die Wertschöpfung zu erhöhen.
In Deutschland sagt man eher „ja aber“ als „ja und“. Im Silicon Valley habe ich gelernt, dass man erstmal zweimal „ja und“ sagen sollte. – Andera Gadeib
Gleichzeitig müsse die Digitalisierung im Dienste der Menschen genutzt werden, weniger Technologie um der Technologie willen. Große Hoffnung setzt Frau Gadeib in die neue Generation SchülerInnen: mit neuen Konzepten der Wissensvermittlung könne man den Fachkräftemangel und die fehlende Diversität in der Digitalbranche (und damit allen Branchen) bekämpfen. Dazu müsse es mit der digitalen Bildung aber in der dritten Klasse losgehen!
Ich habe klar gemacht, dass es unser grünes Ziel ist, dass die Digitalisierung zu mehr Lebensqualität für alle führt. Dieses Ziel erreichen wir aber nicht, wenn wir der technologischen und ökonomischen Entwicklung einfach ihren Lauf lassen. Der Markt bringt Angebot und Nachfrage zusammen. Für Selbstbestimmung, Freiheit und gesellschaftlichen Zusammenhalt zu sorgen, ist dagegen eine originär politische Aufgabe.
Die Digitalisierung führt bereits jetzt zu einem tiefgreifenden Wandel unserer Arbeitswelt. In der digitalen Ökonomie ist nicht mehr in erster Linie gefragt, Vorhandenes zu perfektionieren, sondern Neues zu entwickeln. Das bedeutet, dass sich Schulen und Ausbildungsstätten stark verändern müssen. Die Digitalisierung stellt die bisherige Form des Unterrichts – eine Lehrkraft vermittelt das Wissen an eine Klasse – komplett infrage und birgt die große Chance, dass die Lehrkräfte individueller auf Bedürfnisse und Lerngeschwindigkeiten eingehen können. Digital gebildete Absolventinnen und Absolventen braucht unsere Wirtschaft – aber auch das lebenslange Lernen.
Mit der Digitalisierung kann Bayern Motor des Fortschritts bleiben. Angetrieben mit erneuerbaren Energien, motivierten Fachkräften aus aller Welt und schnellem Netz ergreifen wir Grüne beherzt die Chancen der Digitalisierung! – Katharina Schulze
Weitere Eindrücke vom grünen Wirtschaftsempfang
In der Diskussion mit dem Publikum und in vielen Einzelgesprächen ist klargeworden: Die Digitalisierung als globale Herausforderung können wir nicht allein auf bayerischer Ebene gestalten. Digitale BürgerInnenrechte, VerbraucherInnenschutz und gute und transparente Rahmenbedingungen für unsere Wirtschaft lassen sich nur auf europäischer Ebene sinnvoll durchsetzen. Gleichzeitig braucht unsere Wirtschaft einen klaren Kompass sowie Unterstützung des Staates – und wir alle müssen an der Digitalisierung dranbleiben!