Grüne Studie
Bayerns Schulen bei digitalen Medien zukunftsfest aufstellen
Der Unterricht in Bayerns Schule ist heute deutlich digitaler als vor der Corona-Pandemie. Der Zugriff auf das Internet im Unterricht ist Alltag, das Angebot digitaler Medien ist größer und der gemeinsame Austausch einfacher geworden. Doch es gibt noch viele offene Fragen, um tatsächlich beurteilen zu können, auf welchem Niveau Bayerns weiterführende Schulen inzwischen mit digitalen Medien umgehen. Die Landtags-Grünen haben daher eine Studie bei der Ludwig-Maximilians-Universität München beauftragt, die wir heute vorgestellt haben. Unsere Studie zeigt einige gute Entwicklungen, offenbart aber auch Defizite – etwa bei Medienkompetenz, WLAN-Qualität der Mittelschulen und Fortbildungsangeboten für Lehrkräfte.
Es gilt die Chancen, die digitale Medien in der Schule mit sich bringen, in die richtigen Bahnen zu lenken. – Katharina Schulze
Schüler*innen sehen Mehrwert bei digitalen Medien
Erfreulich ist die positive Einstellung gegenüber digitalen Medien. Schüler*innen sehen einen großen Mehrwert in der schnellen und einfachen Informationssuche, sie betonen das selbständige Lernen sowie den leichteren Austausch untereinander und mit den Lehrkräften.
Lehrer*innen loben darüber hinaus das Motivationspotential durch digitale Medien, sehen aber auch mehr Risiken etwa beim Datenschutz, problematischen Online-Inhalte und Cybermobbing.
Gefälle bei WLAN-Qualität zwischen Schularten
Problematisch ist etwa auch das Gefälle bei der digitalen Ausstattung zwischen den Schularten. So geben in der Studie nur rund die Hälfte der Mittelschul-Lehrkräfte an, mit der WLAN-Qualität zufrieden zu sein. Über alle Schularten sind es immerhin 75 Prozent.
Weitere Problemfelder, die die Studie aufzeigt:
- Die Sicherheit beim Datenschutz (auch in Bezug auf z.B. ChatGPT), denn Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler nutzen weiterhin auch im Schulkontext häufig ihre privaten Geräte.
- Die Medienkompetenz, denn sowohl Lehrer*innen als auch Schüler*innen kennen sich bezüglich digitaler Geschäftsmodelle und Algorithmen eher schlecht aus.
- Das Fortbildungsangebot, hier wünschen sich Lehrerinnen und Lehrer mehr niedrigschwellige Angebot, es braucht schulinterne Fortbildungen und digitale Selbstlernkurse.
- Ein tatsächlicher Qualitätsgewinn im Unterricht durch digitale Medien. Bisher sehen die Lehrkräfte zwar eine erhöhte Motivation, aber noch keine wirkliche Verbesserung des Unterrichts. Hier muss sich über die Ausstattung hinaus, auch die Pädagogik weiterentwickeln.
Staatsregierung muss handeln
Die Erkenntnisse aus der Studie „Digitale Medien in der Schule“ offenbaren auf einigen Feldern deutlichen Handlungsbedarf. Wir fordern die Söder-Regierung auf, diese Lücken für Lehrkräfte und Schüler*innen zügig zu schließen!
Jedes Kind hat faire Chancen und eine gute Schule verdient. Das bedeutet heute auch, dass Digitalisierung nicht mehr länger nur ein Randthema im Lehrplan ist. – Katharina Schulze
Unsere Kinder müssen auch lernen, wie man Informationen einordnet. Es ist Aufgabe der Schulen ihre Medienkompetenz zu stärken. Das passiert bisher zu wenig. Kinder, die wissen, was Algorithmen sind, die Fake News erkennen, die verstehen, wie im Netz Geld verdient wird, bekommen das Rüstzeug mit, um auch rechtzeitig zu erkennen, wenn die Stabilität unserer Demokratie angegriffen wird.
Grüne Forderungen für Digitale Medien an Schulen
Unsere wichtigsten Forderungen, um Bayerns Schulen bei digitalen Medien stark und zukunftsfest aufzustellen:
- Medienkompetenz in den Fokus rücken
Das ist eine gemeinsame Aufgabe für Schule und Elternhaus. Die Studie offenbart eine große Anwendungskompetenz der Schüler*innen bei digitalen Medien, aber auch große Lücken beim Wissen über digitale Geschäftsmodelle und Algorithmen. Es muss sichergestellt werden, dass bestimme Basics der Medienkompetenz im Unterricht an alle Schüler*innen vermittelt wird, egal an welcher Schulart. Das ginge mit einem eigenen Fach oder mit verbindlichen Vorgaben für das fächerübergreifende Lernen.
- Digitale Infrastruktur verbessern
WLAN muss überall zügig Standard werden, Breitband muss für jede Schule verfügbar sein. Es kann nicht sein, dass das Ausstattungsgefälle über die Schularten und auch die erheblichen Unterschiede von Kommune zu Kommune weiterhin bestehen bleiben. Hier braucht es endlich deutlich mehr Tempo, damit in allen Schulen moderner digitaler Unterricht überhaupt erst technisch möglich wird.
- Fördergelder monitoren
Ein Monitoring bei der Vergabe von Fördermitteln, damit diese möglichst auch gleichmäßig über alle Schularten verteilt werden. Bisher werden die Fördermittel an die Kommunen als Sachaufwandsträger vergeben, wie diese dann aber innerhalb ihrer Kommune die Mittel unter den Schulen verteilen, wird nicht beobachtetet. Kleine Kommunen haben zudem oft in ihrer Verwaltung keine Kapazitäten für die komplizierten Förderprogramme. Die Söder-Regierung muss die Verteilung der Mittel pro Schulart monitoren, um keine zu großen Ungleichgewichte innerhalb der Kommunen zuzulassen.
- Kauf von gebrauchten Geräten fördern
Der Kauf gebrauchter Geräte muss auch über Förderprogramme ermöglicht werden: Bisher müssen über Förderprogramme gekaufte oder geleaste Geräte neu sein. Unter Umweltaspekten sollte, bei entsprechender Garantie, auch der Kauf gebrauchter Geräte möglich sein.
- Bedarfsgerechtes Fortbildungsangebot für Lehrkräfte
Es braucht ein kleinteiliges Fortbildungsangebot, am besten an der Schule selbst und verstärkt auch online: Zum einen lernen die Lehrkräfte bei schulinternen Fortbildungen meistens mehr und schneller, weil die Fortbildung auf ihre Ausstattung an der jeweiligen Schule und den jeweiligen Bedarf ausgerichtet ist. Zum anderen können sie Selbstlernkurse zeitlich flexibel am besten in ihren Wochenablauf integrieren, ohne dass Unterricht ausfallen muss. Beides ist auch deutlich schneller geplant und umgesetzt als mehrtägige zentrale Fortbildungen in Präsenz. Insgesamt muss das Angebot agiler werden. Auf aktuelle Entwicklungen wie zum Beispiel ChatGPT kann so deutlich schneller reagiert werden.
- Rechtssicherheit für Lehrkräfte gewährleisten
Hinsichtlich ChatGPT und digitaler Leistungstests muss die Rechtssicherheit für Lehrkräfte gewährleistet sein: Bisher können Lehrkräfte ChatGPT nicht über die BayernCloud Schule nutzen, sondern müssen sich genauso wie Schüler*innen vor der Benutzung mit ihren privaten Daten einen Account anlegen. Rein digitale Leistungstests dürfen derzeit noch nicht benotet werden. Beides muss die Staatsregierung datenschutzrechtlich schnell klären und integrieren, damit mit beidem ab sofort gearbeitet werden kann.
- Fokus auf pädagogischen Mehrwert herausstellen
Wir Grüne wollen die politische Debatte auf die Möglichkeiten des Mehrwerts für die Kinder lenken. Dafür brauchen die Lehrkräfte mehr umfassendes Wissen: In welchem Fach und welcher Jahrgangsstufe eignet sich der Einsatz von welchem Medium? Was funktioniert besonders gut? Wo arbeite ich lieber analog? Die Aufgabe liegt organisatorisch beim Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB), diese Behörde gehört zum Kultusministerium. Hier müssen die Weichen für eine kompetente Weiterentwicklung des pädagogischen Mehrwerts gestellt werden.
Weitere Informationen entnehmen Sie bitte der Studie „Digitale Medien in der Schule“.