Katharina Schulze

Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bayerischen Landtag

Katharina Schulze, MdL und Eva Lettenbauer, MdL

Debattenbeitrag: Mehr für zwei – das grüne Partner-Elterngeld

30. Mai 2025 in Aktuelles, Unterwegs |

Katharina Schulze, MdL, Fraktionsvorsitzende 

Eva Lettenbauer, MdL, Parteivorsitzende GRÜNE Bayern 

Mehr für zwei – das grüne Partner*innen-Elterngeld 

Den dazugehörigen Beitrag in der FAZ finden Sie hier. 

Ausgangslage: 

  • Sorgearbeit ist nach wie vor ungleich verteilt: Frauen leisten im Durchschnitt 30 Stunden unbezahlte Arbeit die Woche, Männer nur 21 Stunden. 
  • Folgen für Frauen: Teilzeit, geringeres Einkommen, höhere Altersarmut. 
  • Folgen für Männer: Verpasste Nähe zu Kindern, spätes Bedauern. 
  • Das Problem sind oft finanzielle Hürden: Derzeit erhalten Mütter oder Väter in Elternzeit in der Regel 65 Prozent ihres Nettoeinkommens als Elterngeld, gedeckelt auf 1.800 Euro im Monat. Bei niedrigerem Einkommen liegt der Prozentsatz etwas höher. Eltern können bis zu 14 Monate Elterngeld aufteilen. Mit Elterngeld Plus und dem Partnerschaftsbonus lässt sich der Zeitraum strecken, allerdings mit reduzierten Beträgen. Für viele Familien ist damit sehr schnell klar, wer länger zu Hause bleibt: Meist das Elternteil mit dem geringeren Verdienst und das ist nach wie vor häufig die Frau. 

Immer mehr Eltern wünschen sich, die Elternzeit mit ihren Kindern gleichmäßig zwischen den Partner*innen aufzuteilen. Das entspricht der heutigen Lebenswelt. Zwischen Realität und Wunsch besteht eine deutliche Lücke: Nur 21 % der Väter übernehmen tatsächlich die Hälfte der Kinderbetreuung, obwohl sich 50 % der Väter genau das wünschen.  

Wir wollen dafür einen Anreiz geben. Das stärkt Familie und Kind, sorgt für mehr Gleichberechtigung und erhöht die Wirtschaftskraft.  Aktuell steht Vätern oder Müttern in aller Regel 65 Prozent des Netto-Einkommens als Elterngeld zu – nicht mehr als 1.800 Euro. Bei niedrigen Einkommen ist der Prozentsatz etwas höher. Ein Bezug des Elterngelds ist im Regelfall für die ersten 12 Monate vorgesehen, durch Elterngeld plus und Partnerschaftsbonus können Vater oder Mutter auch länger reduzierte Elterngeldsätze beziehen (insgesamt 14 Monate Basiselterngeld bzw. 28 Monate Elterngeld Plus).   

Vorschlag: 

  • Politik muss Rahmenbedingungen für gleichberechtigte Elternschaft verbessern. 
  • Reform des Elterngeldes – „Partner*innen-Elterngeld“  
  • Eltern, die Elternzeit partnerschaftlich aufteilen (6–8 Monate), erhalten bis zu 80 % des Nettoeinkommens.  
  • Alleinerziehende erhalten das Elterngeld in Höhe von 80% des Nettoeinkommens ebenfalls. 
  • Mindestbetrag: 500 € / Höchstbetrag: 2.400 €. 
  • Voraussetzung: (fast) Gleichmäßige Aufteilung der Sorgearbeit. 
  • Andere Modelle bleiben auch weiterhin möglich, mit bisherigen Leistungen. 
  • Für Deutschland wäre es ein Schritt zu mehr Modernität und einer Anerkennung der Lebensrealitäten. 

Politik muss Rahmenbedingungen für gleichberechtigte Elternschaft verbessern. Wir wollen einen Anreiz schaffen, um Elternzeit und Kinderbetreuung partnerschaftlich zu leben. Künftig bekommen Eltern mit gleicher Verteilung der Elternzeit auf 6 bis 8 Monate bis zu 80 Prozent ihres Netto-Einkommens. Alleinerziehende erhalten das Elterngeld in Höhe von 80% des Nettoeinkommens ebenfalls. Den Mindest- und den Höchstbetrag wollen wir in diesem Partner*innen-Elterngeld auf 500 bzw. 2.400 Euro erhöhen. Voraussetzung dafür ist, dass sich die Sorgeberechtigten die Elternzeit gleichmäßig aufteilen, das heißt, ein Elternteil nimmt bis zu acht Monate Elternzeit und der andere bis zu sechs Monate. Bei einer anderen Aufteilung bleiben Mindest- und Höchstbetrag sowie die Bezugshöhe von 65 Prozent wie bisher. 

Vorteile: 

  • Studie des DIW (2022): Potenzial für 200.000 zusätzliche Vollzeit-Erwerbstätige wenn Frauen schneller in den Beruf zurückkehren und Elternzeit gleichberechtigter geteilt wird. BIP würde um 16,5 Mrd. Euro (0,4 Prozenpunkte)  steigen – Mehrausgaben des Staates würden sich rechnen. 
  • Positive Effekte auf Gleichstellung 
  • Mehr Väter in Elternzeit = neue Normalität, moderne Familienmodelle, stärkere Wirtschaft. 

 Es gibt viele Argumente für eine Erhöhung des Elterngelds in einem Partner*innen-Modell: 

  • Gleichstellung:  Der Grundstein für eine gleichberechtigte Elternschaft wird in den ersten beiden Lebensjahren des Kindes gelegt. Es wird Zeit, dass die Politik einer gleichberechtigten Elternschaft auf die Sprünge hilft – das gilt auch für gleichgeschlechtliche Paare. Die Gesellschaft ist bereit dafür. Frauen und Männer bevorzugen eine gleichmäßige Aufteilung der Elternzeit – das ergab jüngst eine Studie der Bertelsmann Stiftung. Zentraler Hinderungsgrund sind die damit verbundenen – zu hohen – Einkommenseinbußen. Ein Partner*innen-Elterngeld zeigt hier einen Weg auf.  
  • Finanzielle Freiheit und Sicherheit: Insbesondere bei Eltern, bei denen ein Elternteil deutlich mehr als der andere verdient, ist oft vorbestimmt, wer bei den Kindern zuhause bleibt – meist die Frau (Elterngeld-Bezug 2024: 74 Prozent Frauen). Aus finanziellen Erwägungen ist es aktuell oft nachvollziehbar, dass z. B. der Vater als KFZ-Meister weiterarbeitet, während die Mutter ihren Beruf als Altenpflegerin zeitweise zurückstellt. Hier wäre künftig ein Anreiz für eine andere Aufteilung gegeben.  
  • Chance fürs Kind: Es ist nachweislich besser für die Kinder, wenn sie mehrere enge Bezugspersonen haben. Über paritätischer aufgeteilte Betreuungszeiten durch die Eltern ließe sich das sicherstellen. 

Katharina Schulze: „Politik muss endlich die Rahmenbedingungen für eine gleichberechtigte Elternschaft verbessern: Statt das Elterngeld zu kürzen oder ganz abzuschaffen, wie es gerade teilweise diskutiert wird, schlagen wir ein zeitgemäßeres Modell vor – Paare, die sich die Elternzeit gerecht aufteilen, erhalten mehr Elterngeld. Das Partner-Elterngeld ist auch ein Befreiungsschlag für Väter: Es entlastet sie vom ewigen Druck, bei der Familiengründung der Versorger sein zu müssen. Unsere Reform schafft echte Wahlfreiheit – damit auch Männer Zeit mit ihren Kindern verbringen können, ohne dass die Familie finanziell ins Schleudern gerät.“  

Eva Lettenbauer: „Unser Partner-Elterngeld bringt Familienzeit, Gleichberechtigung und wirtschaftliche Absicherung bei der Familiengründung zusammen. Viele Paare wollen sich die Verantwortung teilen und gleichzeitig ihre Karriere weiterverfolgen – wir schaffen endlich auch die Anreize dafür. Wenn beide Elternteile Verantwortung übernehmen, profitieren alle: Das Kind lernt zwei enge Bezugspersonen kennen und die Eltern können ohne finanzielle Sorgen Verantwortung übernehmen. Gleichzeitig ist gleichberechtigte Elternzeit ist auch ein Wirtschaftsmotor: Wenn Mütter schneller zurück in den Beruf zurückkehren und auch Väter Verantwortung zu Hause übernehmen, steigen Beschäftigung, Einkommen und soziale Sicherheit – davon profitiert die gesamte Volkswirtschaft.“