Katharina Schulze

Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bayerischen Landtag

Sexismusalarm bei Isar-Kampagne! Müllprobleme an der Isar löst man nicht mit noch mehr Müll!

2. Juli 2012 in Aktuelles |

Ich bin gestern Abend über folgenden Artikel gestolpert, in dem die neue Kampagne für das Müllproblem an der Isar vorgestellt wurde: http://www.sueddeutsche.de/muenchen/grillen-an-der-isar-feen-gegen-muell-1.1398371 Finde es eine sehr gute Sache, dass sich Gedanken gemacht wird, wie man mit dem Müllproblem an der Isar umgeht. Jedoch heiligt nicht jedes Mittel den Zweck! Sexismus und sexistische Sprache lassen grüßen. Zeit für eine Pressemitteilung:

Pressemitteilung
München, 2.7.2012

Müllprobleme an der Isar löst man nicht mit noch mehr Müll!

Um das Müllproblem an der Isar in den Griff zu bekommen, haben die Isarfischer, das städtische Baureferat und die Münchner Werbeagentur Keitel und Knoch Kommunikationsdesign eine Kampagne gestartet. Mit einer Rikscha sollen künftig nachts zwei Frauen in „pinken T-Shirts und Hot Pants“ (laut Süddeutscher Zeitung vom 1. Juli 2012) Mülltüten an die Grillenden verteilen. Motto auf den T-Shirts der „Müll-Feen“: „Dreckskerle kriegen nie was rein.“

Dazu erklärt Katharina Schulze (Vorsitzende der Münchner Grünen): „Willkommen im 18. Jahrhundert, München! Frauen in pinken Hot Pants, als Müll-Feen deklariert, verteilen Mülltüten. Sexismus pur – Klischees und Vorurteile, die längst der Vergangenheit angehören sollten, werden mit dieser Kampagne wiederbelebt und Zweigeschlechtlichkeit reproduziert. Unmöglich, dass ein städtisches Referat diese sexistische Kampagne unterstützt, in der Frauen als Sexobjekte dargestellt werden. Die Gleichstellungsstelle der Stadt München sollte sich die Kampagne genauer ansehen. Ich begrüße es außerordentlich, dass sich Gedanken gemacht wird, wie man das Müllproblem an den Isarufern in den Griff bekommt. Die Werbeagentur war aber jeden Euro zu teuer. Mit dem Geld hätte man lieber mehr Mülleimer und größere Müllcontainer aufgestellt – da gehört das T-Shirt der Kampagne gleich mit rein!“

Sebastian Weisenburger (Vorsitzender der Münchner Grünen) ergänzt: „Wer wie die Werbeagentur Keitel und Knoch meint, dass junge Menschen nur durch so eine sexistische Kampagne beeindruckt werden können, hat schon lange keinen jungen Menschen mehr aus der Nähe gesehen. Außerdem: Was ist das für eine seltsame Annahme, nur Männer und lesbische Frauen seien schuld am Müll? Müssten nicht auch Männer in Hotpants die Frauen und homosexuellen Männer an der Isar ansprechen? Die „Massenbewusstseinserweiterung“ von der Agenturchef Keitel spricht, klingt jedenfalls viel eher danach als habe da jemand ein Kollektiv-Kiffen auf Kosten der Stadt veranstaltet, anstatt nach einer sinnvollen Lösung zu suchen. Falls das Baureferat zu viel Zeit hat, könnten sie ja MitarbeiterInnen mit Taschenlampen herumgehen lassen, damit man abends seinen Müll noch sieht. Auch feste Mülltütenspender wären eine Idee, denn eine Mülltüte mitzubringen, vergessen einfach viele BesucherInnen der Isar, ohne dass gleich eine böse Absicht dahinter steckt.“