Katharina Schulze

Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bayerischen Landtag

Alleinerziehende

Erziehende, wir lassen euch nicht allein!

30. Januar 2018 in Anträge und Anfragen, Im Parlament |

Wir dürfen Alleinerziehende nicht alleine lassen. Es geht nicht darum, den fehlenden Partner oder Papa zu ersetzen, sondern darum, Mutter und Kind ein Netz zu spannen, das sie in dieser anstrengenden Situation auffängt und trägt. Wer unsere Gesellschaft durch Erziehungsarbeit bereichert, darf nicht in Armut fallen.

Es kann doch nicht sein, dass die Kassiererin im Supermarkt oder die Krankenschwester, ständig am Rande des Burn-Outs ist, weil sie gleichzeitig für ihren Lebensunterhalt sorgt und alleine ihre Kinder erzieht. Sie braucht ein besseres Betreuungsangebot, damit sie beides unter einen Hut bringen kann. Statt öffentliche Flächen an Bauträger zu verkaufen, die teure Eigentumswohnungen bauen, brauchen wir mehr sozialen Wohnungsbau und bezahlbare Wohnungen. Das kommt dann natürlich auch Alleinerziehenden zugute, die oft finanzielle Probleme haben.

Meine Vision ist, dass es keinen Unterschied in unserer Gesellschaft macht, ob jemand alleinerziehend ist oder nicht. Wir Grüne stellen dabei das Kindeswohl und infrastrukturpolitische Maßnahmen in den Mittelpunkt.

Die erschütternden Zahlen über Alleinerziehende

Im Jahr 2016 sind 21% der Familien mit Kindern in Bayern Alleinerziehende. Der alleinerziehende Elternteil von minderjährigen Kindern ist in 9 von 10 Fällen die Mutter.

77% der alleinerziehenden Mütter mit Kinder unter 18 Jahren sind erwerbstätig. 43% arbeiten jedoch in Teilzeit – mit der Anzahl der Kinder im Haushalt wächst dieser Anteil. Ein hoher Prozentsatz der alleinerziehenden Mütter lebt am finanziellen Limit, obwohl viele Frauen berufstätig sind. Ein Drittel der Alleinerziehenden in Bayern sind Aufstocker, verdienen also ein so geringes Einkommen, dass sie nicht davon leben können und zusätzliche Unterstützung vom Staat benötigen.

Alleinerziehende Frauen sind auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt, nicht nur weil sie alleinerziehend sind, sondern erstens, weil sie Frauen und zweitens, weil sie Mütter sind. 81% der teilzeitbeschäftigten Alleinerziehenden gaben 2015 persönliche oder familiäre Verpflichtungen als Hauptgrund für ihre Teilzeit an. Offensichtlich sind die Rahmenbedingungen für eine qualifizierte Erwerbstätigkeit neben Kindererziehung und Haushalt zur eigenständigen Existenzsicherung für alle Familienmitglieder immer noch unzureichend.

Viele Kinder, die in Armut aufwachsen, sind Kinder von Alleinerziehenden. Denn Mutter oder Vater können nur schwer Vollzeit arbeiten, damit fehlt es an Geld. Und wenn sie Vollzeit arbeiten, fehlt es an Zeit. Arme Kinder im reichen Bayern? Dagegen müssen wir etwas tun!

Was muss sich für Alleinerziehende ändern?

Alleinerziehende brauchen mehr Unterstützung.

Ich finde, es darf keinen Unterschied machen, ob jemand alleinerziehend ist oder nicht. Alleinerziehende darf man nicht alleine lassen. Wir müssen sie unterstützen, bei ihrem Jonglieren der vielen Bälle – Kinderbetreuung, Arbeit und was sonst noch so ansteht.

Alleinerziehende und ihre Kinder sind besonders oft arm – das ist in unserem reichen Bayern nicht hinnehmbar. Die Mütter arbeiten oft in Teilzeit, was langfristig dann wieder zu Altersarmut führen kann.

Deswegen fordern wir:

Ausbau der Kinderbetreuung

  • Mehr Kindergarten-, Kita und Hortplätze
  • Längere Öffnungszeiten bis 20 Uhr
  • Höheren Betreuungsschlüssel in den Kitas: 1 Erzieher*in für 10 Kinder anstatt wie bisher 1 Erzieher*in für 11 Kinder im Kindergarten und endlich einen verbindlichen Mindestschlüssel von 1 Erzieher*in zu 5 Kindern bei Kindern unter drei Jahren. Gerade die Kleinsten brauchen eine besonders intensive pädagogische Betreuung.
  • Betreuungsgeld in Bayern abschaffen und das Geld in den Ausbau von Kitas stecken

Bezahlbaren Wohnraum schaffen

  • Wohnraumförderung für alle, die sozialen Wohnungsbau vorantreiben
  • Alternative Wohnformen fördern, wie z.B. Alleinerziehenden-WGs

Flexible Arbeitsgestaltung

  • Recht auf Homeoffice
  • Rückkehrrecht auf Vollzeit für Teilzeitbeschäftigte
  • Flexible Vollzeit

Und eine Sache muss ich hier noch ansprechen: Alleinerziehende sind oft doppelt diskriminiert. Einmal weil sie Frauen sind und dann auch noch alleinerziehende Mütter. Das beginnt im Job und hört auch im Privatleben nicht auf. Die Gesellschaft bestraft Alleinerziehende für ihre Lebensform und macht sie zu Bittstellerinnen: Sie müssen um den Unterhalt für ihre Kinder kämpfen, das Steuerrecht benachteiligt sie und die Altersarmut lässt grüßen. Deshalb muss auf Bundesebene das Ehegattensplitting weg und eine Kindergrundsicherung eingeführt werden.

Hier meine Rede für mehr Unterstützung für Alleinerziehende


Diese Forderungen haben wir in Anträge im Bayerischen Landtag gegossen. Wir wollen, dass im Staatshaushalt Gelder bereitgestellt werden zur gezielten Unterstützung von Alleinerziehenden: