Katharina Schulze

Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bayerischen Landtag

Heimspiel in Herrsching

Wie kann man Jugendliche für Politik begeistern?

6. März 2015 in Aktuelles, Unterwegs |

Katharina Schulze zu Gast bei den Grünen in Herrsching

Katharina Schulze zu Gast bei den Grünen in Herrsching

Heimspiel für mich in Herrsching:
Die örtlichen Grünen hatten mich eingeladen, über meine Arbeit im Landtag und Jugendliche in der Politik zu sprechen. Nach meinem Vortrag hatten wir eine interessante Diskussion, unter anderem mit dem Herrschinger Bürgermeister, wie man mehr (junge) Menschen für politisches Engagement begeistert – das liegt mir sehr am Herzen.

Politik ist nicht uncool

Ich finde Politik spannend und möchte meinen Teil dazu beitragen, Jugendliche dafür zu begeistern. Als zweitjüngste Abgeordnete im Bayerischen Landtag habe ich schnell gelernt, dass junge Menschen in der Politik schnell vorverurteilt werden und zudem in der krassen Unterzahl sind: Das Durchschnittsalter der Abgeordneten ist 51 Jahre!*

Unsere Gesellschaft braucht Jugendliche, die ihr Leben selbst gestalten und über ihre Zukunft mitbestimmen wollen. Deshalb wollen wir eine Politik, die Jugendliche gezielt fördert und wenn nötig auffängt.

Nur ein Like auf Facebook ist nicht genug, um die Verhältnisse zu verändern. Wir Grüne plädieren dafür, dass in der Schule mehr über Demokratie und wie Politik funktioniert gesprochen wird und das Wahlalter auf 16 Jahre gesenkt wird.

Liebe Jugend: Eure Meinung ist wichtig. Ihr seid die Zukunft der Demokratie. Alle Parteien und viele Organisationen haben viel zu wenig Nachwuchs: Probiert es doch mal aus?

Mir macht Politik Spaß. Politik ist aber auch anstrengend, vor allem für die Opposition im Landtag: Die CSU-Übermacht lehnt alles ab, auch wenn sie die Vorschläge gut findet und recycelt dann manchmal diese Ideen Monate später.

Meine Arbeit im Landtag

In der Grünen Fraktion bin ich zuständig für Innenpolitik, Sport und den Kampf gegen Rechtsextremismus. Ich setze mich hier gegen Ausgrenzung, (Alltags-) Rassismus und jede Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit ein. Der temporäre Zulauf zu Pegida, Bagida und Co. verwundert nicht, wenn man weiß, dass rechtsextreme Einstellungen in der sogenannten „Mitte der Gesellschaft“ längst angekommen sind.

Wie verschiedene Studien belegen, gibt es  links- und rechtsextreme Einstellungen nicht nur am Rand der Gesellschaft. Für Bayern sind die Werte oft noch besorgniserregender als im Rest Deutschlands:

33,1% befürworten ausländerfeindliche Aussagen, 12,6% lassen sich als antisemitisch identifizieren. Unter den Gruppen, die besonders von dieser Abwertung betroffen sind, befinden sich insbesondere Muslime, Asylsuchende sowie Sinti und Roma. So stimmen 46 % der bayerischen Befragten der These, „Muslimen sollte die Zuwanderung nach Deutschland untersagt werden“, zu. Mehr als jede/-r Zweite (53,7 %) hätte „Probleme damit, wenn sich Sinti und Roma in meiner Gegend aufhalten“ (Mehr Informationen zur sogenannten „Mitte-Studie“ für Bayern gibt es hier).

Unsere Demokratie ist aber nicht erst dann gefährdet, wenn Gewalttaten von Neonazis öffentliches Aufsehen erregen. Auch rechtsextreme Einstellungen in der sogenannten „Mitte der Gesellschaft“ gefährden das demokratische Klima und sind der Nährboden für Pegida, Bagida, und Co. Gleichzeitig hat der großartige Gegenprotest der Zivilgesellschaft in Bayern gezeigt, dass es auch viele Bürgerinnen und Bürger gibt, die diese Geisteshaltung klar ablehnen.

Was können wir tun gegen solche Ressentiments und Rassismus? Wir Grüne wollen die Ergebnisse des NSU-Untersuchungsausschusses endlich umsetzen, zum Beispiel die Überarbeitung der Kriminalstatistik und eine Sensibilisierung der Behörden gegen Taten mit rechtsextremen Hintergrund erreichen. Wir fordern die CSU dazu auf, das existierende Bayerische Handlungskonzept gegen Rechtsextremismus zu überarbeiten und mehr Geld und Zeit in Demokratiebildung zu investieren.


* Das Durchschnittsalter in Bayern: 43 Jahre